Afrika

Zentralafrikanische Republik setzt auf Bitcoin und verspricht sich Loslösung von Frankreich

Während der Westen immer stärker auf die Kontrolle anonymer Kryptowährungen hinarbeitet, setzen immer mehr Schwellen- und Entwicklungsländer auf Bitcoin und Co., um sich vom US-Dollar oder Euro unabhängiger zu machen. Nun zieht die Zentralafrikanische Republik – wie bereits El Salvador – nach, und holt so einen "großen Mittelfinger für das französische Wirtschaftssystem" heraus.
Zentralafrikanische Republik setzt auf Bitcoin und verspricht sich Loslösung von FrankreichQuelle: www.globallookpress.com © Louis Denga

In der Zentralafrikanischen Republik hat die Regierung den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. Unklar ist laut ntv aber noch, an wen sich das genau richtet – zumal nur etwa jeder zehnte Einwohner über einen Internetzugang verfügt. Westliche Medien spekulieren nun, dass Bangui auf diese Weise "dubiose Transaktionen" erleichtern möchte.

Dubiose Geldtransfers?

Ende April hatte Präsident Faustin Archange Touadéra überraschend verkündet, das Parlament habe ein Gesetz verabschiedet, das die Durchführung aller Transaktionen in Kryptowährung erlaube und den Bitcoin, die größte Kryptowährung weltweit, neben dem CFA-Franc als Referenzwährung einführe. Sämtliche Zahlungen mit der Online-Währung, bis hin zu Steuern, sind erlaubt. Bis dahin war das lediglich im mittelamerikanischen El Salvador möglich.

Von den knapp 6 Millionen Einwohnern der Zentralafrikanischen Republik haben laut Weltbank bislang jedoch nur 15 Prozent Zugang zu Elektrizität. Nur jeder Zehnte habe überhaupt Zugang zum Internet, heißt es weiter. Regierungssprecher Serge Ghislain Djorie betont diesbezüglich:

"Wir werden die Bevölkerung aufklären und bald auf Glasfaser umstellen."

Zudem reiche eine schwache Internetverbindung, um Kryptowährung zu kaufen, fügte er hinzu.

Zentralafrikanisch-Russische Kooperation ist westlichen NGOs ein Dorn im Auge

Die UNO, westliche Staaten und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGO) hatten der Regierung in Bangui zuletzt vorgeworfen, die Zentralafrikanische Republik würde mit Russland kooperieren. Im Tausch für Rohstoffe soll Moskau militärische Hilfe gegen die im Norden ansässigen zumeist muslimischen Rebellen im Land leisten. Denn diese erkennen die Regierung in Bangui nicht an. Russland, aber auch viele EU-Länder leiden seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine unter den westlichen Sanktionen. Bangui klagt demgegenüber fortwährend über ein seit 2013 bestehendes UN-Waffenembargo. Laut dem Portal evangelisch.de wehrte die zentralafrikanische Regierung seit Anfang 2021 die Angriffe der Rebellen mit Unterstützung von ruandischen und russischen Truppen sowie der UN-Mission Minusca ab.

Thierry Vircoulon vom französischen Institut für Internationale Beziehungen sagte, die Einführung des Bitcoins sei im Kontext der "systematischen Korruption" in der Zentralafrikanischen Republik und der Partnerschaft mit Russland "verdächtig". Der US-Thinktank The Sentry – der unter anderem von der der Soros Foundation nahe stehenden Open Society Initiative for Southern Africa sowie dem Wellspring Philanthropic Fund getragen wird – behauptete im Oktober 2020, dass Präsident Touadéra sein Land zu "einem Hafen für organisierte Kriminalität, Geldwäscher und Schmuggler" gemacht habe.

Diese NGO kritisierte in diesem Zusammenhang insbesondere die Gruppe Wagner und "andere russische Netzwerke". Die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgieva, erwiderte jedoch, dass es "keine stichhaltigen Beweise" dafür gebe, dass Online-Währungen für die Umgehung von Sanktionen in dem afrikanischen Land genutzt werden könnten.

Zentralafrikas Wirtschaftsminister Gourna Zacko versichert viel mehr, die Kryptowährung mache es einfacher, Geld aus dem Ausland zu transferieren. Hintergrund: Ein Großteil der Bevölkerung lebt aufgrund des seit 2013 anhaltenden Bürgerkrieges außerhalb der Landesgrenzen, einige in Europa, vor allem in der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Sie transferieren viel Geld nach Hause zu ihren Verwandten. Dies soll mit Bitcoins zukünftig einfacher möglich sein.

Auch Abgaben und andere staatliche Gebühren sollen in Kryptos bezahlt werden können. Das Gesetz verpflichte "jeden Wirtschaftsakteur, Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu akzeptieren, wenn sie für den Kauf und Verkauf einer Ware oder Dienstleistung angeboten werden", so der Wirtschaftsminister.

"Großer Mittelfinger für das französische Wirtschaftssystem"

Ein weiterer Gedanke hinter der Einführung des Bitcoins könnte das Streben nach finanzieller Unabhängigkeit von Frankreich sein: Bislang nutzen die Zentralafrikaner die regionale Währung CFA-Franc, wie fünf weitere Länder in West- und Zentralafrika. Diese Währung wurde bereits 1945 unter französischer Kolonialherrschaft eingeführt. Sie war damals mit einem festen Wechselkurs an den französischen Franc gebunden, später an den Euro, und ist somit vergleichsweise stabil. Einen Nachteil sehen die Afrikaner und kritisieren diesen gegenüber den Franzosen als neokoloniale Herrschaft: Die Hälfte der Währungsreserven sind in der französischen Nationalbank in Paris eingelagert, woraus Frankreich Jahr für Jahr Rendite erhält.

Der Bitcoin könnte nun diese Abhängigkeit beenden. Chris Maurice, Direktor der Krypto-Börse Yellow Card Financial, die rund eine Million Nutzer in 16 afrikanischen Ländern hat und für den Betrieb im CFA-Franc-Gebiet lizenziert ist, kommentiert die Pläne folgendermaßen:

"Das ist ein großer Mittelfinger für das französische Wirtschaftssystem."

Mehr zum Thema - Retourkutsche aus Mali: Militärkooperation mit Frankreich wird aufgekündigt

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.