Europa

In Lettland verhafteter Sputnik-Chefredakteur meldet sich erstmals aus der Haft

Der in Lettland verhaftete Chefredakteur von "Sputnik Litauen", Marat Kassem, hat sich dank eines Freundes erstmals an die Öffentlichkeit wenden können. Derweil zeigt sich die russische Öffentlichkeit empört über die Gleichgültigkeit internationaler Organisationen und der westlichen Journalistengemeinschaft.
In Lettland verhafteter Sputnik-Chefredakteur meldet sich erstmals aus der HaftQuelle: Sputnik © Ewgeny Biyatov / RIA Nowosti

Degi Karajew, ein Freund des in Lettland am 5. Januar verhafteten Redakteurs der Medienplattform Sputnik Litauen, Marat Kassem, hat am Mittwoch einen Brief des Journalisten auf seinem Telegram-Kanal veröffentlicht. Kassem bestätigte, dass die Behörden in Riga ihn beschuldigen, gegen Wirtschaftssanktionen verstoßen zu haben:

"Es wäre dumm zu leugnen, dass ich für Sputnik arbeite, wenn man die tollen Einschaltquoten unserer Sendungen betrachtet. Die lettischen Medien müssen wohl von meiner Verhaftung ziemlich begeistert gewesen sein? Gott sei ihr Richter!" 

Der Journalist äußerte sich darüber hinaus zu den Haftbedingungen:

"Das Essen ist erträglich, das Beste ist der Fisch. Sie wissen, wie man es in LV zubereitet. Ich habe in einer Woche acht Kilo abgenommen",

schrieb Kasem. Er bat Karajew darum, allen zu danken, die sich um ihn kümmerten und ihm halfen:

"Ich spüre die Sorgen um mich und mir kommen vor lauter Rührung die Tränen!" 

Marat Kassem ist lettischer Staatsbürger. Er lebt und arbeitet seit mehreren Jahren in Moskau bei der Mediengruppe Rossija Sewodnja, zu der auch Sputnik Litauen gehört. Am 30. Dezember kam der Journalist aus familiären Gründen nach Lettland, wo man ihn festnahm. Am 5. Januar wurde er von einem Gericht in Riga in Untersuchungshaft genommen und in das Zentralgefängnis von Riga verlegt.

Das russische Außenministerium bezeichnete die Inhaftierung Kassems in Lettland als Terror gegen Andersdenkende und als Rache eines diktatorischen Regimes an dem Journalisten. Die russische Ombudsfrau Tatjana Moskalkowa nannte die Verhaftung des Chefredakteurs von Sputnik Litauen einen Angriff auf die Meinungsfreiheit und wandte sich an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte. Wladimir Solowjow, der Vorsitzende der Russischen Journalistengewerkschaft, erklärte gegenüber der Moskauer Nachrichtenagentur RIA Nowosti, dass der Berufsverband diese Verhaftung als einen der schwersten Verstöße gegen die Meinungs- und Pressefreiheit betrachte und Informationen über den Vorfall an alle internationalen journalistischen Organisationen senden werde.

Dmitri Kisseljow, Generaldirektor der Mediengruppe Rossija Sewodnja, sagte, seine Organisation werde die internationale Gemeinschaft auffordern, zu reagieren und "alles zu tun, um Kassem zu befreien". Kisseljow bezeichnete die Festnahme als rechtswidrig und sagte, die Verhaftung finde im Kontext der "europäischen Gesetzlosigkeit statt, wenn eine Person verhaftet werden kann, nur weil sie ein professioneller Journalist ist, wegen ihrer Meinung, ihrer Position oder der Informationen, die sie publiziert."

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa hat am Mittwoch den Westen und internationale Institutionen scharf für deren Passivität in der Causa Kassem kritisiert. Die westlichen Länder würden sich nicht aus der Verantwortung für die Inhaftierung des Journalisten stehlen können, sagte sie im Radio Sputnik.

Sarachowa betonte, dass die Situation, "in der eine Person, die seit vielen Jahren ausschließlich aufgrund ihrer beruflichen Aktivität als Journalist tätig ist, von politischen Regimen in Ländern verfolgt wird, die sich als demokratisch bezeichnen", zu einem Symbol für die "totale Gesetzlosigkeit" werden sollte, die "derzeit in den Ländern des kollektiven Westens herrscht."

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