Europa

Podoljakas Wochenrückblick: Kessel in Artjomowsk und neue Offensive Russlands stehen kurz bevor

In seinem aktuellen Wochenrückblick berichtet Juri Podoljaka über eine kontroverse Debatte innerhalb des ukrainischen Militärs – Rückzug aus Artjomowsk oder nicht? Podoljaka spricht auch über die zu erwartende Offensive der russischen Streitkräfte.

Eine aktive Diskussion ist im ukrainischen Militär entbrannt: Die einen fordern einen sofortigen Abzug ihrer Truppen aus dem wichtigsten Versorgungsknotenpunkt im Donbass, Artjomowsk, wo diesen eine Einkesselung nach dem Vorbild des benachbarten Soledar droht – auf Anhöhen westlich der Stadt, wo die Verteidigung leichter fiele. Die anderen sind dagegen. Das Argument der Befürworter sei, dass in Artjomowsk Reserven unnötig verheizt und dann beim Abwehren einer baldigen russischen Offensive fehlen würden, so Juri Podoljaka in seinem Wochenrückblick vom 9. bis zum 15. Januar 2023.

Wo sie zu erwarten sei, lasse sich anhand des Verhaltens der ukrainischen Militärführung beim Verlegen ihrer Reserven in den Donbass ablesen: Dies leiste sich Kiew zum Beispiel an der nördlichen Grenze der Ukraine, aber seit über einer Woche nicht mehr am südlichsten Frontabschnitt – Saporoschje.

Da es bei Kiew überall im Getriebe knirscht, nur nicht in Sachen Aufklärung, sei dieser Frontabschnitt der zumindest augenscheinlich wahrscheinlichste Ort der künftigen Offensive Moskaus – und dass die Artillerie- und Lenkflugkörperangriffe gerade dort in der letzten Zeit intensiver werden, ist ein weiteres mittelbares Indiz dafür, schlussfolgert Podoljaka.

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf Youtube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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