Deutschland

Wegen Verlusten durch Neun-Euro-Ticket: Verkehrsbünde erhöhen Preise ab September deutlich

Ende August läuft das Neun-Euro-Ticket zur Entlastung der Pendler aus. Doch müssen die Fahrgäste ab September zu den normalen Tarifen in vielen Fällen obendrein noch einen Aufschlag infolge von Tariferhöhungen zahlen. Grund sind die steigenden Energiekosten infolge des Ukraine-Kriegs – aber eben auch das Neun-Euro-Ticket.
Wegen Verlusten durch Neun-Euro-Ticket: Verkehrsbünde erhöhen Preise ab September deutlichQuelle: www.globallookpress.com © FrankHoermann/SVEN SIMON

Die ursprünglich wegen der hohen Spritpreise infolge des Ukraine-Kriegs zur Entlastung von Berufspendlern angedachte Neun-Euro-Aktion in Bussen und Bahnen entwickelt sich zunehmend zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung für diejenigen, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa unter großen Verkehrsverbünden ergab, müssen die Fahrgäste ab September infolge der Aktion eben nicht nur wieder mit den normalen Tarifpreisen, sondern zusätzlich noch mit teils deutlichen Preiserhöhungen rechnen.

Diese sind teils schon beschlossen, andernorts stehen die entsprechenden Gremiensitzungen noch an. Grund für die Tarifsteigerungen seien demnach die Neun-Euro-Ticket-bedingten Einnahmeverluste sowie das hohe Preisniveau für Strom und Diesel. So kündigte unter anderem der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart an, die Tarife in und um Stuttgart in den kommenden Wochen um durchschnittlich 4,9 Prozent zu erhöhen: "Aktuell stehen die Verkehrsunternehmen angesichts der galoppierenden Energiepreise vor großen finanziellen Problemen." Allein um den Bestand zu erhalten und das Angebot auszubauen, sei mehr Geld vom Bund notwendig. 

Auch im Großraum Nürnberg werden die Preise angesichts der hohen Betriebskosten vorerst um 3 Prozent angehoben, im Rhein-Main-Verkehrsverbund gab es nach Angaben des zuständigen Verkehrsbetriebs hingegen schon zum Juli einen Aufschlag von 3,9 Prozent.

Mit dem Neun-Euro-Ticket können Fahrgäste den bundesweiten Nahverkehr im August letztmalig nutzen. Dann endet die vom Bund finanzierte Aktion, die Pendler angesichts der hohen Inflation eigentlich entlasten sollte. Gleichzeitig sollten mit der Aktion möglichst viele Menschen für den umweltfreundlicheren Umstieg auf Busse und Bahnen begeistert werden. Ein Nachfolgeangebot gibt es bisher nicht.

Dennoch zeigen sich die Verkehrsbetriebe für eine neuerliche Aktion wie das 9-Euro-Ticket überwiegend offen – sofern die Einnahmeverluste erstattet werden. "Für die Verbünde steht bei einer möglichen Nachfolgeregelungen die Auskömmlichkeit an erster Stelle", betonte der Verkehrsverbund Rhein-Sieg. Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen signalisierte: "Eine relativ kurzfristige Umsetzung wäre vertrieblich auf Basis der heutigen 9-Euro-Konstellation machbar."

"Günstige Ticketangebote sind ein tolles Angebot, um Fahrgäste in den ÖPNV zu bringen", teilte der Münchner Verkehrsverbund mit. Dauerhaft überzeugen könne aber nur ein gutes Angebot. "Mit dem 9-Euro-Ticket haben wir die Vor-Corona-Nachfrage so schnell wieder erreicht, wie es wohl niemand erwartet hat", erklärte Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds. "Das 9-Euro-Ticket hat aber auch gezeigt, dass es mehr Schienen und zusätzliche Fahrzeuge braucht, damit mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.“

Doch es gibt auch Gegenstimmen. Mit dem Neun-Euro-Ticket hätten vor allem die bisherigen Gelegenheitskunden die Chance ergriffen, noch billiger und häufiger zu fahren, meint Volkhard Malik, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.

Verkehrsbetriebe sollen entlastet werden 

Da sich das Neun-Euro-Ticket unter der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreute, gibt zahlreiche Forderungen nach verschiedenen Nachfolgemodellen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen beispielsweise hat ein 69-Euro-Monatsticket vorgeschlagen, das bundesweit für den ÖPNV gelten soll. Die Kosten für den Nachfolger des Neun-Euro-Tickets bezifferte er auf etwa zwei Milliarden Euro im Jahr. 

Wie der Öffentliche Personennahverkehr angesichts der hohen Inflation weiter finanziert werden soll, wird im Herbst Thema bei einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe sein.

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