Deutschland

Auf Marder folgt Leopard ‒ Deutsche Medien fordern Eskalation

In den deutschen Medien herrscht Einigkeit. Nach der Lieferung von Schützenpanzern des Typs Marder muss die Bundesrepublik den Kampfpanzer Leopard an die Ukraine liefern. Kritische Stimmen in Bezug auf Waffenlieferungen kommen in den großen deutschen Medien nicht mehr zu Wort.
Auf Marder folgt Leopard ‒ Deutsche Medien fordern EskalationQuelle: www.globallookpress.com © via www.imago-images.de

Mit der Lieferung von Panzern des Typs Marder lässt sich Deutschland weiter in den Ukraine-Krieg hineinziehen. Die großen deutschen Medien begrüßen die Eskalation und erhöhen den medialen Druck auf diejenigen, die Waffenlieferungen skeptisch gegenüberstehen. Ziel ist offenkundig, die Lieferung des Kampfpanzers Leopard 2 durchzusetzen. 

Auf ihrer Webseite kommentiert die Russische Botschaft den Schritt der Bundesregierung. Die westlichen Waffenlieferungen werden nicht nur gegen Militär, sondern gegen Zivilisten im Donbass eingesetzt, schreibt die Botschaft. Die Bundesregierung unterstütze damit Kriegsverbrechen.

"Von unserer Seite betonen wir erneut, dass die Lieferungen tödlicher und schwerer Waffen an das Kiewer Regime, die nicht nur gegen russische Militärs, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung im Donbass eingesetzt werden, die moralische Grenze darstellen, die die Bundesregierung hätte nicht überschreiten sollen. Das gilt mit Blick auf die historische Verantwortung Deutschlands vor unserer Bevölkerung für die Nazi-Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs."

Durch die Lieferung schwerer Waffen zeige Deutschland, dass ihm an einer friedlichen Lösung nicht gelegen sei. 

"Mit dieser Entscheidung von Berlin wird immer mehr deutlich, dass die Bundesrepublik und der kollektive Westen kein Interesse daran haben, eine friedliche Konfliktlösung zu suchen. Durch ihr Bemühen wurde die Ukraine de facto zu einem militärischen Übungsplatz gemacht und das ukrainische Volk zur Erreichung geopolitischer Ziele des Westens instrumentalisiert, was die Feindseligkeiten in die Länge zieht und sinnlose Opfer und Zerstörungen herbeiführt. Die Entscheidung Berlins, schwere Waffen an das Kiewer Regime zu liefern, wird die deutsch-russischen Beziehungen gravierend beeinträchtigen."

Diese von russischer Seite eingebrachten Einwände lassen deutsche Medien nicht gelten. Im Focus fordert Ulrich Reitz von Kanzler Scholz die weitere Eskalation. Russland verfügt über kein weiteres militärisches Eskalationspotential, glaubt Reitz. "Nur Mut, Herr Kanzler! Vor Russland müssen Sie keine Angst haben", ist der Kommentar überschrieben. In ihm behauptet er, bisherige Waffenlieferungen des Westens hätten keine Reaktion Russlands hervorgerufen:

"Längst schon liefert Deutschland potente Waffen westlicher Bauart, alte, wie den Gepard. Einen Flugabwehrkanonenpanzer, der gerade reihenweise die iranischen Drohnen vom Himmel holt, mit dem die Russen die Ukrainer in die Steinzeit zurückbomben wollen. Oder das Flugabwehrsystem Iris-T, das neu ist. Und was ist – außer dem Donnergrollen aus dem Putin-Reich – passiert? Eben: nichts. So wird es auch diesmal sein."

Dass Russland trotz der Präsenz von potenten deutschen Waffen zu jedem beliebigen Zeitpunkt jeden beliebigen Ort in der Ukraine treffen kann, diese wirtschaftlich schon längst wieder in der Steinzeit angekommen ist, scheint Reitz dabei entgangen zu sein. Dass diese Bombardements, denen die Ukraine nahezu wehrlos ausgeliefert ist, eine Eskalationsstufe nach dem Terroranschlag auf die Krim-Brücke durch die Ukraine darstellen, ebenfalls. Es ist in den vergangenen Monaten deutlich mehr passiert als das von Reitz behauptete "Nichts". Der Konflikt wurde auf eine höhere Ebene gehoben.

Dennoch behauptet der Focus:

"Was auch immer Deutschland liefert an die Ukraine, um ihr zu helfen – die Russen werden nicht 'eskalieren' – nicht gegen Deutschland, nicht gegen Europa, nicht gegen die NATO. Und weshalb? Weil sie es nicht können, sie sind zu schwach dazu, wofür der bisherige Verlauf des Ukraine-Kriegs der schlagende Beweis ist. Vor diesen Russen braucht man keine Angst zu haben."

Diese Aussage irritiert, denn gleich zu Beginn des Krieges hat Russland seine neuen Hyperschallwaffen der Weltöffentlichkeit im Einsatz vorgeführt. Weder die USA noch ein anderes Land der NATO verfügen über diese Waffen oder über Systeme zu deren Abwehr. Hinsichtlich der Waffentechnik ist der Westen unterlegen. Der Kommentar wirkt angesichts der tatsächlichen Kräfteverhältnisse daher verstörend weltfremd. 

Auch die Bild-Zeitung glaubt, mit deutschen Waffenlieferungen ließen sich bedeutende Erfolge auf dem Schlachtfeld erzielen. Wie schon der Focus, fordert auch die Bild die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern.  

"Der 'Marder' hat sich in Afghanistan bewährt", schreibt die Bild-Zeitung und vergisst dabei zu erwähnen, dass die westliche Koalition den Krieg in Afghanistan krachend verloren hat ‒ trotz bewährtem Marder. Das Springerblatt merkt jedoch an, dass die Lieferung der Marder nur im Verbund mit Leopard-Panzern sinnvoll sei.

Ähnlich argumentiert die Welt. "Ohne Leopard bringt der Marder der Ukraine wenig", titelt die Welt und fordert die Lieferung von Kampfpanzern. Wie alle anderen großen deutschen Medien schreibt auch die Welt die nächste Eskalationsstufe herbei.

"Damit die Ukraine von den Russen besetzte Gebiete zurückerobern kann, reichen allein Schützenpanzer nicht aus, heißt es in Militärkreisen. Das Militärkonzept der 'verbundenen Waffen' führe nur dann zu einem Erfolg, wenn tatsächlich die unterschiedlichen Teilstreitkräfte wie Heer und Luftwaffe und verschiedene Waffengattungen wie bei einem Puzzle im Zusammenspiel ein Gesamtbild ergeben und ihre Wirkung steigern.
Branchenkenner gehen daher davon aus, dass nunmehr die Ukraine ihren Wunsch nach der Lieferung schwerer westlicher Kampfpanzer, wie dem Leopard, weiter verstärkt, weil erst dann ein Waffenverbund möglich wäre."

Auch der Spiegel meint, dass auf die Lieferung des Marders die Lieferung des Leoparden logisch folgerichtig sei. Dem schließt sich die Tagesschau an. Durch diese Gleichartigkeit aller Meldungen entsteht der Eindruck einer Kampagne. Dass Stimmen, die weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine kritisch gegenüberstehen und eine diplomatische Lösung fordern, in deutschen Medien überhaupt nicht mehr abgebildet werden, ist eine bedenkliche Entwicklung. 

Das Tüpfelchen auf das I setzt allerdings die Wirtschaftswoche. Das Blatt gibt dem ukrainischen Botschafter Aleksei Makejew breiten Raum für seine Sicht auf die Entwicklung. Auch er fordert weitere schwere Waffen. In dem Interview darf er unwidersprochen behaupten: "Deutsche Waffen retten Leben." 

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.