Deutschland

Absicherung bei der Deutschen Bahn: Schufa-Check vor Ausstellung des 49-Euro-Tickets

Ausgehend einer Medienanfrage bestätigte ein für die Deutsche Bundesbahn tätiger Zahlungsdienstleister diese Praxis. Die willkürliche Bonitätsprüfung könnte damit Verschuldeten beim Kauf des dringend benötigten Tickets zum Problem werden.
Absicherung bei der Deutschen Bahn: Schufa-Check vor Ausstellung des 49-Euro-Tickets© IMAGO

Der Bürger sichert mehrheitlich über seinen hart erarbeiteten Lohn die vom Staat benötigten Steuergelder für die Finanzierung der Regierungspolitik. Ausgehend der Realitäten einer konstanten Inflationssituation im Land kündigte die Politik an, den Bürger mit einem bundesweit gültigen 49-Euro-Tickets finanziell entlasten zu wollen. Eine Folgeinitiative des Ministeriums von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nach dem letztjährigen kurzzeitigen 9-Euro-Ticket.

Die Vorsitzende der Länder-Ressortchefs, Maike Schaefer (Bündnis 90/Die Grünen), nannte die Ankündigung im Oktober des Vorjahres "eine Mega-Entlastung für ganz viele Pendlerinnen und Pendler". Am 2. November 2022 hatten Bund und Länder dann die Einführung des sogenannten Deutschlandtickets für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verkündet. Starttermin ist der 1. Mai 2023.

Eine aktuelle Anfrage der Süddeutschen-Zeitung (SZ) ergab nun, dass der absehbare "enorme finanzielle Kraftakt für Bund und Länder" durch individuelle Stichproben potenzieller Ticket-Käufer bei der "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung", kurz Schufa, hinsichtlich vorhandener Zahlungseignung überprüft werden soll. Eine absehbare "Mega-Belastung" für die Bürger, die bei einem negativen Bescheid damit wieder tiefer in die spärlich gefüllten Taschen greifen müssen. Die SZ schreibt diesbezüglich:

"Doch bereits jetzt zeigt sich, dass Menschen mit geringer Bonität diese Entlastung womöglich nicht zu spüren bekommen. Der Hintergrund: Beim Kauf des Deutschlandtickets wird es je nach Zahlungsart und Anbieter zu einem Schufa-Check kommen. Der fällt bei Menschen mit geringer Bonität öfters negativ aus und schließt sie somit vom Ticketkauf aus. Das Problem könnte recht großflächig auftreten."

Diese willkürliche Maßnahme wurde laut der SZ durch die Deutsche Bahn wie auch dem Zahlungsdienstleister LOGPAY, "der bei mehr als 250 ÖPNV-Shops zum Einsatz kommt", bestätigt, so Informationen der SZ. Der Artikel erläutert die vermeintliche Notwendigkeit dieses Prozedere:

"Mit einer Bonitätsprüfung schützen sie sich vor möglichen Zahlungsausfällen. Dabei fragen sie dann auch den Schufa-Score ab. Dieser soll anzeigen, wie wahrscheinlich eine Person ihre Schulden begleichen kann. Umso wahrscheinlicher das ist, desto höher ist der 'Schufa-Score'. Ist der Score allerdings niedrig, befürchten die Unternehmen ein hohes Risiko."

Das Deutschlandticket ist zudem für potenzielle Nutzer dahingehend eine mögliche Belastung oder Gefahr, da es gegenüber dem 9-Euro-Ticket, das an jedem Ticketautomaten und mit Bargeld gekauft werden konnte, das 49-Euro-Ticket wie ein monatliches Abonnement konzipiert ist. Dies bedeutet, kündigt der Nutzer das Ticket nicht rechtzeitig, wird automatisch jeden Monat der Betrag von 49 Euro vom Konto abgebucht. Damit sich die Deutsche Bahn finanziell absichern kann, soll es nun zu den Schufa-Stichproben kommen, auch seitens LOGPAY. Aufgrund der sich abzeichnenden Problematik hat die SZ auch beim Wissing-Ministerium angefragt:

"Betroffene, die durchs Raster fallen? Danach gefragt, kommen aus dem Bundesverkehrsministerium nur Allgemeinsätze. Am Ende hängt es aber an den Verkehrsunternehmen, ob und wie sie einen Schufa-Check durchführen."

Im Rahmen der unmittelbar erhitzten bis empörten Diskussion auf der Social-Media-Plattform Twitter reagierte die Pressestelle des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr auf die SZ-Nachfrage lediglich mit folgendem Statement:

"Auch sozial schwächer Gestellte sollen vom Dticket profitieren. Deshalb begrüßen wir, dass bereits erste Länder angekündigt haben, Vergünstigungen z.B. für Azubi-, Schüler- & Sozialtickets anzubieten. Diese Lösung bleibt Ländern & Kommunen, welche dafür zuständig sind, unbenommen."

Diese Information bezieht sich unter anderem auf die noch nicht abschließend geklärte Situation, dass das Semesterticket für Studierende und das Deutschlandticket bislang noch nicht kompatibel sind. Diesbezüglich erklärt die Berliner Zeitung: "Nachdem das Deutschlandticket von Bund und Länder beschlossen wurde, stand also fest, dass die Regelungen des Semestertickets überarbeitet werden müssen. Wann es eine Lösung geben wird, ist auch in diesem Fall noch unklar." 

Eine andere Variante von Zahlungsmodalitäten wird laut SZ-Artikel die Firma Transdev – hinter der die Webseite Deutschlandticket.de steht – durchführen. Nach Angaben des Unternehmens wird demnach keine Bonitätsprüfung über die Schufa durchgeführt, "stattdessen bucht das Unternehmen die Lastschrift bereits ab, bevor sie das digitale Ticket verschickt". Daraus resultiert: Ist das Konto nicht gedeckt, wird das Ticket auch nicht freigeschaltet.

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