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Albanischer Kriegsschrei aus Pristina – mit erkennbar amerikanischem Akzent

Wie sehr sich die Ukraine-Krise und die russische Sondermilitäroperation auf dem Balkan widerspiegeln, wird vielleicht am besten durch einige, wenn auch nicht übermäßig laute Ankündigungen aus Kiew bestätigt, dass Selenskijs Regierung ihren früheren Status der Nichtanerkennung der Unabhängigkeit der selbsternannten serbischen Provinz Kosovo überdenken könnte.
Albanischer Kriegsschrei aus Pristina – mit erkennbar amerikanischem AkzentQuelle: www.globallookpress.com © Wolfgang Kumm

Von Marinko Učur

Befürwortungen dieser Art werden immer lauter, insbesondere durch die häufigen öffentlichen Auftritte des ukrainischen Parlamentariers Alexei Goncharenko, der sich auf seinem Twitter-Account damit rühmte, dass er an das Parlament seines Landes eine offizielle Anfrage über die Anerkennung der Unabhängigkeit Pristinas gerichtet hat.
Natürlich wurde die Botschaft in Serbien als feindseliger Akt aufgenommen, obwohl man sich in Belgrad bewusst ist, dass dies auch eine Botschaft an Russland ist. Es ist nicht klar, ob diese Stellungnahme Goncharenkos in der Ukraine erhebliche Unterstützung findet oder ob sie eine Folge des Drucks aus Washington und Brüssel ist, eine weitere Marionettenregierung zur Akzeptanz des Präzedenzfalls von 2008 zu verleiten, als die Vereinigten Staaten den Albanern einen zweiten Staat auf dem Balkan schufen. Wenn andererseits die Mehrheit der Ukrainer so denkt, dann werden in Zukunft Voraussetzungen geschaffen, dass Serbien die Krim und die Volksrepubliken Donezk und Lugansk als Bestandteile Russlands anerkennt.

Gute Kenner der Lage vor Ort sind der Meinung, Selenskij werde sich nicht auf das Abenteuer der Anerkennung Kosovos und der Verletzung des Völkerrechts einlassen, dem 1999 die illegale und von der UN nicht genehmigte Bombardierung Jugoslawiens vorausgegangen war. Aber die transatlantischen Geldgeber seines Regimes und Abenteuers der Zerstörung seines eigenen Volks und Landes werden ihm früher oder später so eine Forderung in Rechnung stellen.

"Die Ukraine vertritt klare Positionen, wenn es um die Nichtanerkennung der internationalen Subjektivität Pristinas geht, und das ist schließlich die Stimme nur eines Abgeordneten", betont der Belgrader Anwalt und Menschenrechtsaktivist Milan Antonijević, potenzieller Kandidat für das Amt des Ministers für Europäische Integration in der neuen serbischen Regierung, die demnächst gebildet werden soll.
"Es ist offensichtlich, dass es eine gewisse Kampagne gegen Serbien läuft, die Anfang August intensiviert wurde. Alles, was Belgrad versucht, im Sinne der Fortsetzung des Dialogs mit Pristina, wird in einem negativen Licht dargestellt. Ich wäre wirklich überrascht, wenn das offizielle Kiew angesichts der Interessen der Ukraine seine bisherige Position ändern würde. Das sind mehr Neuigkeiten für Pristina, als es eine Gewissheit über die Entwicklung der Situation widerspiegelt", betont Antonijević.

Ermutigt durch die erwähnten Signale aus Kiew, wirbt das Regime in Pristina von Zeit zu Zeit als eine Anschrift, die treu amerikanische Anweisungen folgt und Russland zum Aggressor und Besatzer erklärt, was wahrscheinlich zu den Ohren der international unterstützten Kiewer Regierungsbehörden gelangt, denen eine Unterstützung durch internationale, sei es auch durch marginale Anschriften, sehr willkommen ist.
So brachte der Premierminister von Pristina, Albin Kurti, den Balkan und die Ukraine, also Kosovo und Donbass, erneut in Verbindung und beschuldigte Russland und Serbien, die Übeltäter zu sein. Der Premierminister dieses selbsternannten Landes verkündet nämlichwörtlich:
„Dritter Weltkrieg auf dem Balkan? Sehr wahrscheinlich. Wenn man bedenkt, was Russland mit der Ukraine gemacht hat … Wenn wir eine weitere Episode haben werden, zum Beispiel in Transnistrien, dann wird die Wahrscheinlichkeit, dass es auf dem Westbalkan und insbesondere im Kosovo zu einem dritten Krieg kommt, sehr hoch werden“, sagt Kurti in einem Interview für die italienische Tageszeitung La Repubblica.

All dies geschieht an dem Tag, an dem der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und den Premierminister von Pristina, Kurti, zu einem Treffen in Brüssel einlud. Das offizielle Thema des für den 18. August angebahnten Meetings ist die Absicht, den vor 9 Jahren begonnenen Verhandlungsprozess zwischen Serbien und den selbsternannten Behörden von Pristina zu lösen, den die Albaner in ähnlicher Weise beharrlich behindern, wie die Ukrainer die Umsetzung des Abkommens von Minsk ignorierten, was unter anderem einer der Gründe für die Einleitung der russischen speziellen Militärintervention in der Ukraine war.

Allerdings hat Pristina offensichtlich nichts aus der internationalen Praxis gelernt, behindert aber, blind auf Washington und Berlin hörend, die Umsetzung des Kernpunktes des Brüsseler Abkommens – die Bildung einer Union Serbischer Gemeinden (USG) im Norden und Süden der selbsternannten serbischen Provinz.

"Ich befürchte, dass es schwierig sein wird, das Verhaltensmuster zu ändern, das Albin Kurti seit anderthalb Jahren etabliert hat und das auf einseitige Maßnahmen reduziert ist, die in der Regel den Interessen der auf dem Gebiet von Kosovo und Metochien lebenden Serben schaden. Sie führt in der Regel auch zu einer Destabilisierung vor Ort", sagt Nemanja Starović, Staatssekretär im Außenministerium Serbiens und fügt hinzu, "dass er bei den Vertretern der Europäischen Union nicht genug Willen sieht, dem ein Ende zu bereiten. Wir müssen bei allen internationalen Vertretungen die klare Absicht von Albin Kurti darlegen, bewusst eine Art Eskalation herbeizuführen, wobei wir damit rechnen müssen, dass die geopolitischen Umstände zu seinen Gunsten sind. Albin Kurti glaubt, dass er sich als eine Art 'kleiner Selenskij' und Präsident Vučić als 'kleinen Putin' präsentieren und im Falle von Zwischenfällen in Voraus eine Art geskriptete Reaktion der mächtigsten Staaten des Westens vorgeben kann, wo sie automatisch für den Schutz von Pristina eintreten würden", betont Nemanja Starović.

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