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Ein US-Neonazi offenbart die Verbrechen seiner ukrainischen "Kollegen"

Der berüchtigte US-Neonazi Kent "Boneface" McLellan sagt in einem Interview, dass die US-Amerikaner über den Ukraine-Konflikt falsch informiert werden. Und er sieht in diesem Konflikt zwei unterschiedliche Kriege, die stattfinden.
Ein US-Neonazi offenbart die Verbrechen seiner ukrainischen "Kollegen"Quelle: RT

Von Felix Livschitz

Im vergangenen November veröffentlichte Juan Sinmiedo, der einen populären Telegram-Kanal betreibt, auf dem er Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine dokumentiert, ein explosives Interview mit "Boneface" (Knochengesicht) – einem US-Neonazi mit dem bürgerlichen Namen Kent McLellan. Der 32-Jährige aus Florida hatte sich bereits 2014 den faschistischen freiwilligen Kämpfern in der Ukraine angeschlossen und an der Seite des Rechten Sektors im Donbass gekämpft. Im vergangenen Januar kehrte er aus den USA in die Ukraine zurück, um erneut an der Seite des Bataillons Asow zu kämpfen.

Das Gespräch mit McLellan zerrüttet viele Mythen und offenbart viele Lügen, die über den Regierungsumsturz auf dem Maidan, über den aktuellen Konflikt in der Ukraine und den beunruhigend starken Einfluss nationalistischer Bewegungen in der Ukraine verbreitet wurden.

McLellan, Sohn des Sängers der Neonazi-Rockband "Brutal Attack", hatte sich bereits als Teenager bei rechtsextremen Gruppierungen engagiert und zahlreiche Begegnungen mit den Strafverfolgungsbehörden wegen subversiver und rassistisch motivierter Aktivitäten gehabt. Er und andere Mitglieder der rassistischen Organisation American Front waren im Mai 2012 vom FBI festgenommen worden, weil sie Terroranschläge gegen ethnische Minderheiten in Florida geplant hatten.

Sein eindeutig rechtsnationaler Hintergrund motivierte ihn 2014, in die Ukraine zu reisen. Die faschistischen Kreise in den USA, in denen er sich damals bewegte, hatten direkte Verbindungen und regelmäßigen Kontakt zu nationalistischen Gruppen an der Spitze des Maidan, die damals fast täglich große öffentliche Veranstaltungen in jeder Region der Ukraine organisierten, die sich noch nicht im Krieg befand. Auch Mitglieder vieler rechtsextremer Bewegungen aus anderen nahe der Ukraine nahe gelegenen Länder machten sich damals auf den Weg in die Ukraine, darunter solche aus Finnland, Georgien und Lettland. "Falls sich die Welt fragt, was mit all den Skinheads passiert ist – sie sind alle in die Ukraine gegangen", sagt McLellan.

Es scheint, dass die US-Regierung damals die Ausreise McLellans und anderer Neonazis in die Ukraine billigte. McLellan behauptet zudem, er sei dabei erwischt worden – er macht jedoch nicht klar, von wem oder was –, als er den Ukrainern Techniken des Cyberhackings beibrachte. Aber die Vertreter der US-Behörden "wollten einfach dazusitzen und helfen".

"Sie wollten keine Namen oder Ähnliches, aber sie wollten die Situation beobachten. Ohne diese Unterstützung wäre ich wohl wegen Verletzung des US-Neutralitätsgesetzes angeklagt worden“, behauptet McLellan weiter.

Ungesühnte Kriegsverbrechen

Im Jahr 2015 machte ein absolut schreckliches Video in den sozialen Medien die Runde. Darin war zu sehen, wie angebliche Mitglieder des Bataillons Asow ein Holzkreuz errichten, dann einen russischen Einwohner der Ostukraine kreuzigen und es dann in Brand stecken. Etwa zur selben Zeit verbreitete sich ein weiteres Video mit dem Titel "Kanaken bekommen den Strick". Darin sieht man, wie ein Mann und seine schwangere Ehefrau in einem Wald an einem Baum erhängt werden. Es wurde behauptet, die beiden Unglücklichen seien Juden gewesen, die von Kämpfern des Bataillons Asow gelyncht worden seien.

Aber mehrere von Kiew und westlichen Regierungen finanzierte sogenannte "Faktenchecker", darunter das mit den Neonazis sympathisierende StopFake, erklärten die Videoaufnahmen für gefälscht – und sie taten dies erneut unisono, als die grausamen Bilder nach dem 24. Februar 2022 online wieder auftauchten. Das Bataillon Asow hat wiederholt bestritten, dass seine Kämpfer für beide abscheulichen Taten verantwortlich seien, obwohl ihre Verteidigung nicht wirklich überzeugend war. Asow wies lediglich darauf hin, dass das Logo des Bataillons auf den Uniformen der Mörder "viel größer ist, als es sein sollte".

Die Aussage McLellans bestätigt jedoch, dass diese Videos echt sind. Er selbst ist in den Aufnahmen der Kreuzigung zu sehen und hat die Fotos der Tornado-Kämpfer geschossen, die mit den Leichen des erhängten Ehepaares posieren. Obwohl die beiden keine Juden waren, war ihr ritueller Mord selbst für den gewalttätigen kranken Geist McLellans zu extrem. Im Interview sagt er, dass er diese Aktion nicht unterstützt habe. Auf das Thema Tornado angesprochen, so beschreibt McLellan das faschistische und paramilitärische Bataillon als "bei Weitem das Schrecklichste, was ich je in meinem Leben gesehen oder erlebt habe".

Untersuchungen westlicher Menschenrechtsgruppierungen kamen zu dem Schluss, dass die Kämpfer des Bataillons Tornado gefangene Separatisten und unschuldige Zivilisten im Donbass mit absoluter Brutalität gefoltert haben. Die Gefangenen wurden nackt ausgezogen, in Kellern festgehalten, und ihren Genitalien und anderen Körperteile wurden mit Elektroschocks malträtiert. Einige Häftlinge wurden unter Androhung des Todes gezwungen, einander zu vergewaltigen.

McLellan war an einigen der brutalen "Verhören" bei Tornado beteiligt und deutet im Interview in Bezug auf die russischen Soldaten, die seit dem 24. Februar gefangen genommen wurden, an, dass "die Behandlung von Russen dieselbe sein wird, würde ich vermuten“. Eine Reihe von Kämpfern des Bataillons Tornado wurde schließlich von den ukrainischen Behörden verhaftet und vor Gericht gebracht. Aber trotz ihrer Taten – einschließlich der Vergewaltigung von Kindern, Folter und kaltblütigem Mord an Zivilisten – vermied man irgendwie Anklagen wegen Kriegsverbrechen und erteilte weitgehend milde Strafen. Zum Beispiel wurde der Gründer des Bataillons, Ruslan Onischenko, ein sadistischer Pädophiler, im Jahr 2017 zu nur elf Jahren Gefängnis verurteilt. Er ist einer von mehreren Tornado-Kämpfern, die seit Beginn des Konflikts auf Geheiß von Präsident Wladimir Selenskij aus dem Gefängnis entlassen wurden und jetzt an den "heißesten Schauplätzen" des Konflikts kämpfen.

Zwei unterschiedliche Kriege

Nach seiner Rückkehr in die Ukraine Anfang dieses Jahres meldete sich McLellan beim Bataillon Asow und fand sich bald im Kampf um Mariupol wieder, was dazu führte, dass er "viel abscheulichen Scheiß" miterleben musste.

Er beschreibt die Anfangsphase der Schlacht um Mariupol als "viel Schießen auf absolut nichts und viele Kämpfer, die keine Ahnung haben, was sie tun sollen". Zudem hatte er das Gefühl, dass die Bürger von Mariupol "stark gespalten waren in Bezug auf eine proukrainische und eine prorussische Haltung". Während dieser Zeit, so McLellan, stand Asow in Kontakt mit der CIA und dem Pentagon, die während des dortigen Kampfes Geheimdienstoperationen durchgeführt hätten.

McLellan glaubt, dass es die "US-Einmischung in die Ukraine" war, die Russlands Invasion verursacht hat. Obwohl er Russland nicht als "Opfer" betrachtet, akzeptiert er, dass das Land von Kiew und dem Westen provoziert wurde. Er kritisiert seine Landsleute sehr dafür, dass sie nicht wissen, dass Regionen wie Ossetien existieren und dass Georgien dort 2008 einmarschiert ist. "Sie glauben einfach, dass Russland ohne jeden Grund beschließt, aus irgendwelchen Orten die Scheiße rauszubomben", sagt McLellan im Interview.

McLellan wurde schließlich "auf Befehl" in die USA zurückgeschickt, nachdem Mitarbeiter des ukrainischen Sicherheitsdienstes festgenommen worden waren, die geplant hatten, ihn in einem Krankenhaus in Kiew zu töten. Er unterstützt Asow weiterhin "in vollem Umfang", aber er steht weder aufseiten der EU noch der NATO und meint, wenn Letztere in den Konflikt einsteigt, "wird für einen Nationalisten nichts mehr übrig bleiben, das es wert wäre, darum zu kämpfen". McLellan fährt fort: "Unter den Nationalisten wurde es massiv gefeiert, als der Ukraine die Aufnahme in die NATO verweigert wurde."

Für ihn bedeutet dies, dass der Ukraine-Konflikt eigentlich zwei unterschiedliche Kriege vereint – den, den die Nationalisten führen, sowie den, den der Staat führt, und beiden verfolgen "völlig verschiedene Ziele". Er sagt voraus, dass Asow und andere nationalistische Gruppen in Zukunft von Kiew fallen gelassen werden, "sobald ihre Nützlichkeit für das NATO-Regime erschöpft ist".

In Anlehnung an die Worte des ermordeten Chefs des Rechten Sektors sagte McLellan: "Wir sind noch nicht fertig auf dem Maidan." Und er schließt mit den Worten: "Ich würde gerne sehen, dass Russland einfach nach Hause geht und während die Regierung in Kiew angeschlagen ist, eine weitere Maidan-Revolution ausbricht."

Übersetzt aus dem Englischen.

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