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Was an der Front geschieht: "Ein großer Kessel wird vorbereitet"

Keine der Konfliktparteien im Ukraine-Krieg hat sich für eine große Winteroffensive entschieden, doch im Süden erreichte das russische Militär beträchtliche Fortschritte. Die ukrainische Garnison in Artjomowsk ist nahezu eingekesselt. Die AFU hat bald nur noch zwei Möglichkeiten: Sich zu ergeben oder einen Durchbruch zu wagen.
Was an der Front geschieht: "Ein großer Kessel wird vorbereitet"Quelle: Sputnik © Alexey Maishev

Von Andrei Kots  

Für eine große Winteroffensive haben sich die Konfliktparteien nicht entschieden. Die Frontlinie blieb stabil. An manchen Stellen sind allerdings große Veränderungen herangereift. Um welche Veränderungen es dabei geht - im Folgenden ein Bericht von RIA Nowosti.

Zweiteilung

Die Einheiten des westlichen und des zentralen Militärbezirks durchbrechen weiterhin systematisch die Stellungen der ukrainischen Streitkräfte im Abschnitt Kremennaja-Swatowo. Die Streitkräfte Russlands haben eine Taktik der aktiven Verteidigung gewählt. Man verschanzt, befestigt und tarnt seine Stellungen und wartet auf einen Angriff. Nach der Abwehr eines Angriffs erfolgt die Einnahme von bewaldeten Gebieten, Höhen und Festungen im Gegenangriff. Das Vorrücken geht langsam, aber stetig voran.

Dieser Abschnitt ist für Russland ein Brückenkopf, um die im Herbst eingebüßten Gebiete der Region Charkow zurückzugewinnen. Für die Ukraine ist dies der Ausgangspunkt für eine Offensive gegen die Volksrepublik Lugansk (LNR) aus Nordwesten.

Die ukrainischen Streitkräfte wollen Swatowo einnehmen, einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt, um den Nachschub der russischen Gruppierung zu unterbinden. Anschließend würde sich die Straße nach Sewerodonezk, Lysytschansk, Rubeschnoje und Starobelsk öffnen.

"Wir beobachten die Ansammlung ihrer Streitkräfte auf der anderen Seite der Frontlinie", sagt ein Offizier des 2. Armeekorps, Rufname Lyutyj. "Sie verlagern nachts fleißig die Technik - sowohl in unserer Richtung als auch in den Süden, in die Nähe von Artemowsk. Gegenwärtig erwarten wir keine entschiedenen Aktivitäten. Die Initiative liegt komplett auf unserer Seite. Die AFU hat hier wesentlich weniger Artillerie. Man merkt, dass sie Munition sparen. Schon bald gelangen sie in einen Kessel."

In der LVR befindet sich eine solide, höchst tiefgreifende Verteidigung, die in Eile seit Oktober/November aufgebaut worden ist. Diese Verteidigung im Ansturm zu durchbrechen, selbst mit westlicher Panzertechnik, wird nicht möglich sein.

Zudem haben die Kämpfer des westlichen und des zentralen Militärbezirke, die in diesem Gebiet aktiv sind, die Methode des Reconnaissance/Fire Contour (RFC) perfektioniert: Die Artillerie trifft die Ziele fast sofort nach ihrer Entdeckung.

Schwacher Nachschub

Beträchtliche Fortschritte gibt es auch im Süden. Die Lage der ukrainischen Garnison in Artjomowsk, deren Truppenstärke bis zu 50.000 Mann beträgt, ist an der kritischen Grenze. Nördlich der Stadt haben russische Einheiten Berchowka und Jagodnoe besetzt und die Straße nach Slawjansk physisch abgeschnitten. Bis zur Straße nach Tschassow Jar, der einzigen Verbindungsweg zwischen der belagerten Gruppierung und dem Hinterland, sind etwas mehr als Tausend Meter.

Sobald diese durchtrennt ist, hat die AFU nur noch zwei Möglichkeiten: sich zu ergeben oder einen Durchbruch zu wagen. Man versucht, die Garnison über unbefestigte Straßen zu versorgen. Diese werden jedoch aufgrund des Tauwetters im Frühjahr bald unpassierbar sein.

Sturmtruppen haben sich innerhalb der Stadtgrenzen im Osten und Norden verschanzt. Unter anderem ist das Stadtviertel Stupka befreit und Iljinowka in Reichweite.

Südlich von Artjomowsk wurden Stellungen bei Budjonowka eingenommen. Vorstoß in Richtung der AZOM-Fabrik.

Die ukrainischen Streitkräfte versuchen, die westlichen Bezirke der Stadt zu verteidigen, wo sie ihre Hauptkräfte gebündelt haben. Am stärksten sind die Stellungen in der Nähe der Siedlung Chromowo.

Außerdem wurde nachrichtendienstlichen Berichten zufolge in den letzten Tagen eine beträchtliche Menge an Raketenartillerie nach Tschassow Jar verlegt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie den Rückzug aus Artjomowsk absichern sollten.

Artillerie-Terror

Die Richtung Donezk hat sich nicht besonders verändert. In Marinka halten schwere Kämpfe an. Die Berührungslinie der Kämpfe läuft entlang der Druschba-Allee, welche die Siedlung in zwei Bereiche teilt. Die AFU halten die zentralen und die westlichen Gebiete teilweise besetzt.

Ein Vorstoß ist hier sehr schwierig - die Rede ist sozusagen von einer uneinnehmbaren Festung. Die Sturmtruppen haben wegen der Aufklärer, Scharfschützen und Panzergrenadiere, die sich in den oberen Etagen der Hochhäuser aufhalten, erhebliche Probleme sich zu behaupten.

Russische Einheiten, unterstützt durch Luftstreitkräfte und Artillerie, rücken von Peski und Wodjanoje in Richtung Perwomaiskoje vor. Von Opytnoe aus wurden die südlichen Außenbezirke von Awdejewka erreicht, die Festung selbst wird vorerst jedoch nicht angegriffen.

Etwas weiter nördlich wird Bewegung in Richtung Kamenka beobachtet, mit dem Ziel die Straße H-20 abzuschneiden, die einen bedeutenden Teil der ukrainischen Verbände versorgt. Die Stellungen in Krasnogorowka, Netailowo, Orlowka und Wessjoloje werden durch Artillerie beschossen.

In Ugledar herrscht Positionskampf in den Außenbezirken. Marineinfanteristen der 40. und 155. Brigaden der Pazifikflotte befestigen sich im Gebiet der vorstädtischen Sommerhäuser. Nach Informationen des Geheimdienstes der Volksrepublik Donezk (DVR) verlegen die AFU Verstärkung in dieses Gebiet. Möglicherweise werden sie beschließen, Wolnowacha anzugreifen, um Donezk von Mariupol abzuschneiden.

Im Januar kam auch die südliche Richtung von Saporoschje in Bewegung. Die Kämpfe finden praktisch entlang der gesamten Berührungslinie statt. Besonders betroffen sind die Gebiete um die Städte Orechow und Guljaipole. Die Einnahme dieser Siedlungen wird die Frontlinie deutlich nach Norden verschieben. Die Gegend von Saporoschje ist überwiegend flach - bereits der Verlust einer einzigen Stadt würde ein großes Loch in die Verteidigungslinie der ukrainischen Streitkräfte reißen. Das Kiewer Regime hat sich in diesem Bereich für die Taktik des Artillerieterrors entschieden.

"Die Intensität des Beschusses hat zugenommen", stellt Wladimir Rogow, ein Mitglied des Obersten Rates der Regionalverwaltung, fest. "Sie beschießen Tokmak, Pologi und Wassiljewka. Ganz allgemein beschießen sie alle friedlichen Städte und Vorstädte, die sie nur erreichen können. Manchmal scheint dies bedauerlicherweise das natürliche Hintergrundgeräusch der Region Saporoschje zu sein".

Rogow unterstrich, dass Kiew daran interessiert ist, einen Landkorridor zur Krim und zur Region Cherson zu schaffen. Tokmak wird wahrscheinlich den ersten Schlag einstecken müssen. Danach würde es zu einem Angriff auf Melitopol und Berdjansk kommen. Die russischen Streitkräfte wissen von diesen Plänen, folglich wurde in der Region eine mehrstufige Verteidigungslinie errichtet.

Zuerst erschienen bei RIA News. Übersetzt aus dem Russischen.

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