Meinung

Westliche Denkfabriken besorgt: Chinas Einfluss in Afrika wächst

Die westliche Welt, unter Führung der USA, begegnen dem phänomenalen Aufstieg der Volksrepublik China mit einer Mischung aus Arroganz und Missgunst, hinter der sich die Ahnung verbirgt, des eigenen Rückfalls und das Ende der weißen Weltherrschaft.
Westliche Denkfabriken besorgt: Chinas Einfluss in Afrika wächstQuelle: Gettyimages.ru © Adam Gault

von Arkadi Shtaev

Die explosive Dynamik der Volksrepublik verschiebt das globale Machtgefüge und offenbart mit betrüblicher Deutlichkeit, in welchem Ausmaß den Europäern und Amerikanern das historische Bewusstsein abhandengekommen ist.

"China weitet die militärische Präsenz in Afrika massiv aus", titelt Der Spiegel dieser Tage und bezieht sich dabei auf Studien der Konrad-Adenauer-Stiftung des Berliner Thinktanks Mercator Institute for China Studies (MERICS).

NATO positioniert sich gegen Peking

Diese "Berichterstattung" reiht sich ein in dem zunehmend aggressiver werden Kurs der NATO gegenüber der Volksrepublik, welcher von Medien wie Der Spiegel unkritisch übernommen wird.

Derzeit sind transatlantische Thinktanks mit Planspielen beschäftigt, wie sich die NATO effektiver gegen die Volksrepublik China in Stellung bringen kann. Eine dieser "Denkfabriken", der einflussreiche German Marshall Fund (GMF), ließ ein Papier zirkulieren, in dem es um die chinesischen Investitionen in die europäische Infrastruktur geht. Konkreter geht es um das ökonomische Engagement Pekings in Mittel- Südosteuropa, vor allem auf dem Westbalkan. Schon ertönen Stimmen, die lautstark nach der Errichtung eines NATO-Hauptquartieres in der Asien-Pazifik Region rufen, wodurch der globale Machtanspruch des Brüsseler Bündnisses in Washingtons Diensten deutlich wird.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der schon öfter seine Besorgnis über "das Land", womit er China meint, zum Ausdruck brachte, ist anscheinend nicht besorgt über eine globale Ausdehnung der NATO auf den ganzen Erdball, als Instrument US-amerikanischer Interessen. Die NATO-Botschafterin der USA, Kay Bailey Hutchison, erklärte dazu "Die NATO blickt jetzt nach Osten", womit die Dame nicht mehr Russland meint, sondern eben China, das mehr Einwohner zählt, als alle NATO-Staaten zusammen.

Aber zurück zum chinesischen Einfluss in Afrika. In dem erwähnten Spiegel-Artikel heißt es besorgt:

'Peking hofft, seine Beziehungen mit afrikanischen Staaten über eine Handelsbeziehung hinaus auszubauen', heißt es in der Studie. Die kommunistische Regierung in Peking verstärke den Einsatz von Militärs bei UNO-Einsätzen sowie die militärische Ausrüstung afrikanischer Staaten.

Ach herrjemine, es ist ja auch ein Unding, dass der bevölkerungsreichste Staat der Welt eigene strategische Interessen vertritt und dies nicht nur dem Westen überlässt. Diese an Sinophobie grenzende Abneigung, die immer wieder in der westlichen Berichterstattung  über China zu erkennen ist, hängt wohl auch damit zusammen.

Chinas Aufstieg-eine Erfolgsgeschichte

Man könnte es auch anders betrachten und den  phänomenale Aufstieg dieses Riesenreiches – in den letzten 36 Jahren – als eine beispiellose Erfolgsgeschichte interpretieren. Viele der westlichen Wortführer, die heute mit ihrer äußerst selektiven Menschenrechts-"Keule" pseudodemokratische Reformen im "Reich der Mitte" einfordern – während im Westen die demokratischen Grundrechte sukzessive eingeschränkt werden, während auch viele Verbündete des Westens weit weniger demokratisch agieren als China –, waren ja während der Herrschaft von Mao recht schweigsam, bisweilen womöglich sogar heimliche Bewunderer dieses Herrschers.

Chinas Einfluss in Afrika ist allumfassend

Ja: Peking baut seinen globalen Einfluss aus. Der chinesische Einfluss in Afrika – also quasi vor unserer Haustür – ist groß, sehr groß sogar. Die massive Präsenz der Volksrepublik dort besteht nicht nur auf dem Papier. Sie ist allumfassend von Algerien bis nach Namibia und soll – gemäß der außenpolitischen Doktrin Chinas – an die friedlichen, die harmonischen Entdeckungsreisen des Eunuchen-Admirals Zheng He anknüpfen. Der hatte im frühen 15. Jahrhundert mit einer Flotte riesiger Dschunken, die die Karavellen der Portugiesen jener Zeit übertrafen, den Indischen Ozean überquert und mit den Völkern Afrikas einen für beide Seiten vorteilhaften Handel betrieben.

Europa hat die teils dynamische Entwicklung in Afrika verschlafen. Die Wirtschaft Afrikas wächst. Lange Zeit galt der zweitgrößte Kontinent der Welt – direkt vor der Haustür im Süden Europas – als globales "Sorgenkind". Die Berichterstattung war geprägt von Hunger und Katastrophen, Krisen und Konflikten. Überhaupt scheinen Europäer nur dann Afrikaner wahrzunehmen, wenn Flüchtlinge an Küsten und Grenzen eintreffen oder Seuchen grassieren. Es gibt in Afrika unzählige Probleme und soziale Konflikte. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Gerade in Staaten südlich der Sahara boomt die Wirtschaft. Dort werden Wachstumsraten von bis zu sieben Prozent prognostiziert. Eine konsumfreudige Mittelschicht entsteht, welche die Nachfrage antreibt. Und es liegen dort 60 Prozent des weltweit bislang nicht bewirtschafteten Ackerbodens. Anders als Europa hat China den afrikanischen Boom schon lange im Blick. 2013 summierte sich der Handel auf 200 Milliarden Dollar. Inzwischen dürfte dieser Wert sich verdoppelt haben. Das geschieht auf drei Wegen: Die staatlichen Konzerne beschaffen Rohstoffe. Privates Kapital beteiligt sich an zahllosen Projekten. Und seit Jahren wandern chinesische Handwerker, Kaufleute und Kleinunternehmer nach Afrika aus. Natürlich sind auch europäische Firmen vor Ort präsent, ebenso viele Entwicklungsorganisationen. Nur wahr ist auch, dass öffentliche und private Geldgeber nicht so viel investieren wie ihre chinesischen Pendants, schon gar nicht in aufwendige Infrastrukturprojekte. Das liegt auch daran, dass man in Europa – wie üblich – den Kontinent durch die US-Brille zu betrachten pflegt, statt eigene Interessen wahrzunehmen. Die Tatsache, dass die Volksrepublik ihre ökonomische Position auch durch ein militärisches Engagement abzusichern gedenkt – nach Absprache mit den jeweiligen Regierungen und zum beiderseitigen Vorteil –, wird jedenfalls lieber gesehen, als die Kanonenboot-Politik des Westens, die unter Missachtung des Völkerrechts und flankiert von pseudo-humanitären Apellen vollzogen wird.

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Gesinnungsjournalismus als Problem

Der Gesinnungsjournalismus, wie er in der Berichterstattung der westlichen Medien nicht nur gegenüber China eingenommen wird und den die inzwischen verstorbene FAZ-Journalisten Sabina Lietzmann einmal treffend als "Mülljournalismus" zu bezeichnen pflegte, ist daher völlig untauglich, diese Phänomene zu reflektieren. Oder, anders ausgedrückt: Wenn westliche Thinktanks besorgt sind, dann macht China wohl alles richtig.

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