Meinung

Nach Delta nun Lambda – droht uns ein "Forever-COVID"?

Die nächste Medienkampagne rollt an: Zielrichtung vierte Welle. Die Frage scheint nur zu sein, welche Corona-Variante löst sie aus: Delta oder Lambda? Geht es nach Karl Lauterbach, müssen wir wohl alle in einen endlosen Lockdown.
Nach Delta nun Lambda – droht uns ein "Forever-COVID"?Quelle: Gettyimages.ru © Yoyochow23 / iStock / Getty Images Plus

von Mark Hadyniak

Die nächste Mutation des Coronavirus soll laut Medienberichten Europa erreicht haben: die Lambda-Variante. Diese Variante (ehemals "Anden-Variante" bzw. C.37 genannt) soll aus Peru stammen und bereits einen großen Teil der Corona-Infektionen in Südamerika ausmachen. Nach Angaben der WELT hat sie sich "in mindestens 29 Ländern verbreitet". Auffällig dabei soll die Schnelligkeit ihrer Verbreitung sein. Standen kurz nach ihrer Entdeckung im August 2020 nur etwa 0,5 Prozent der Corona-Befunde in Peru mit ihr in Zusammenhang, sollen es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Juni bereits 82 Prozent sein. In Chile und Argentinien soll ihr Anteil aktuell bei etwa einem Drittel aller Corona-Befunde liegen.

Die WELT titelt: "Nun ist die Lambda-Variante in Europa angekommen." Focus berichtet: "Kommt jetzt Lambda? Neue Corona-Mutation aus Südamerika breitet sich aus." Die Berliner Morgenpost wählt als Schlagzeile: "Lambda breitet sich aus – Wie gefährlich ist die Variante?" Letzteres ist die Frage, die nun in den Medien breitgetreten wird.

Alle drei zitierten Medienportale berufen sich auf die Mitte Juni vorgenommene WHO-Einsortierung von Lambda als "besorgniserregende Variante" ("variant of concern"). Demzufolge könnte (!) die Virusvariante "möglicherweise ansteckender sein oder vom menschlichen Immunsystem schlechter bekämpft werden", so gibt die Morgenpost das Statement der WHO wieder. Allerdings sollen "belastbare Studien und gesicherte Erkenntnisse" dazu noch nicht vorliegen. Im Klartext: Bislang ist es nur Spekulation.

Bereits am 23. Juni erklärte der Experte für Viruserkrankungen bei der WHO, Jairo Méndez-Rico, gegenüber der Deutschen Welle:

"Bisher gibt es keine Hinweise auf ein aggressiveres Verhalten der Lambda-Variante. Obwohl die Möglichkeit einer höheren Ansteckungsrate besteht, haben wir noch nicht ausreichend belastbare Studien, um sie mit Gamma oder Delta vergleichen zu können."

Eine sich wiederholende Medienkampagne

Der nun startende mediale Diskurs erinnert stark an die Debatte um die Alpha-Variante (ehemals "britische Variante"). Damals wurde bereits im Vorfeld davor gewarnt, dass diese Variante tödlicher sei, sich schneller ausbreite und zu schwereren Verläufen führen könne. Bei der Alpha-Variante (B.1.1.7) warnte sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende März vor einer "neuen" Pandemie durch ein "im Wesentlichen neues Virus" mit "ganz anderen Eigenschaften – deutlich tödlicher, deutlich infektiöser, länger infektiöser".

Wissenschaftliche Studien zeigten schließlich: Das war übertrieben. Am 12. April wurde im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases eine Studie veröffentlicht, in der zwar resümiert wurde, es gebe "Hinweise auf eine erhöhte Übertragbarkeit" der britischen Variante des Coronavirus (Alpha-Variante). Allerdings gelang es den Wissenschaftlern nicht, einen Nachweis für eine höhere Sterblichkeit bei einer Infektion mit dieser Variante zu erbringen.

Wie ein Spiegelbild dessen wurde auch die Debatte um die Delta-Variante (ehemals "indische Variante) des Coronavirus geführt. Wieder geisterte durch viele Medien die Argumentation, diese Mutation sei "tödlicher als bisherige Corona-Mutationen" (Focus). Ebenso wie im Fall der Alpha-Mutation erklärten nach der ersten Medien-Welle namhafte Experten wie der Vorstandsvorsitzende der kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Mediziner Andreas Gassen, die Delta-Variante könne zwar ansteckender sein. Aber "nach heutigen Erkenntnissen wohl nicht wesentlich gefährlicher als die bisherigen Varianten". Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Burkhard Rodeck, erklärte laut dpa, die Delta-Variante sei wahrscheinlich zu rund 60 Prozent ansteckender, allerdings, "was die Sterblichkeitsrate angeht, eher unterhalb der anderen Varianten anzusiedeln".

Die nun startende Medienkampagne zur Lambda-Variante wird mit den gleichen Mitteln geführt: Mit Übertreibungen, Unwissenheit und einem düsteren Szenario, wie etwa das Beispiel des Nachrichtenportals Euronews zeigt. Die Überschrift lautet "Wie gefährlich sind die Delta Plus und Lambda-Variante des Coronavirus?", ein finsteres Bild schürt Unbehagen und es wird ein Szenario des Friedens skizziert, das nun durch bösartige neue Mutationen des Coronavirus zerstört wird:

"In Europa scheint das Coronavirus momentan unter Kontrolle zu sein. Doch während die Europäer die zurückgewonnenen Freiheiten genießen, tauchen am Horizont wieder neue besorgniserregende Varianten auf."

Genau in dieses Bild passt die Argumentation des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in einem Übersichtsartikel, wo die Lambda-Variante vorgestellt wird:

"Die bisher vor allem in Südamerika auftretende Variante Lambda steht erst seit Mitte Juni unter WHO-Beobachtung. Aufgrund ihrer Mutationen könnte sie möglicherweise ansteckender sein oder vom menschlichen Immunsystem schlechter bekämpft werden. Belastbare Studien und gesicherte Erkenntnisse dazu liegen jedoch noch nicht vor."

Alpha, Beta, Gamma, Delta … Lambda

Im gleichen RND-Artikel wird für die Alpha-Variante argumentiert, es gebe "Hinweise, aber noch keine Beweise dafür, dass diese Variante mit einer erhöhten Fallsterblichkeit in allen Altersgruppen einhergeht". Derlei Spekulationen finden sich bei allen vorgestellten Varianten des Coronavirus – von Alpha bis Lambda.

Für die Beta-Variante (ehemals "südafrikanische Variante", B.1.351) wird – natürlich ohne Quellen oder Belege – "eine höhere Übertragbarkeit diskutiert". Für die Gamma-Variante (P.1), die eine Zeit lang als "brasilianische Variante" durch die Medien ging wird "ebenfalls eine erhöhte Übertragbarkeit angenommen".

Die Delta-Variante (B.1.617.2) soll laut vorläufigen Ergebnissen aus Großbritannien "eine höhere Übertragbarkeit" haben. Namenlose "Expertinnen und Experten" gehen davon aus, "dass die Deltavariante um rund 60 Prozent ansteckender ist": "Vermutet wird auch, dass Infektionen mit der Variante zu schwereren Krankheitsverläufen führen." Getoppt wird das wohl noch durch die "sogenannte Delta-Plus-Variante" (B.1.617.2.1 oder AY.1). Diese solle "besonders ansteckend sein und stärker an Lungenzellen binden": "Bislang gibt es dazu aber nur wenig Daten."

Dann gibt es die Epsilon-Variante (B.1.427 / B.1.429) aus Kalifornien. Zu dieser weiß das RND:

"Epsilon hat Schätzungen zufolge eine 20 Prozent höhere Übertragbarkeit. Unklar ist noch, ob Epsilon schwerere Krankheitsverläufe verursacht."

Die Zeta-Variante (P.2) aus Brasilien stehe laut RND im Verdacht, "die Immunantwort durch schützende Antikörper bei Geimpften und Genesenen zu verringern". Gleichzeitig wird angemerkt: "Aussagekräftige Studien" stünden noch aus. Die Eta-Variante (B.1.525) aus Zentralafrika stehe derzeit "unter Beobachtung, weil sie Mutationen aufweist, mit denen eine erhöhte Übertragbarkeit und eine veränderte Immunantwort einhergehen könnten". Die Theta-Variante (P.3) aus den Philippinen steht ebenfalls im Verdacht "die Übertragbarkeit zu erhöhen" – ebenso die Iota-Variante (B.1526) aus New York City und die Kappa-Variante (B.1.617.1) aus Indien.

Nach Lambda hat das griechische Alphabet noch dreizehn weitere Buchstaben. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass derartige Varianten, sobald sie denn gefunden wurden, in Verdacht stehen werden, "die Übertragbarkeit zu erhöhen". Und das natürlich ohne wissenschaftliche Referenz. Die braucht es nicht für den Start einer Medienkampagne.

Wann kommt die vierte Welle?

Teil der jetzt startenden Medienkampagne ist auch die Spekulation über eine mögliche vierte Corona-Welle – ob nun in der Rheinischen Post, dem MDR, dem Deutschlandfunk, dem Spiegel, der FAZ oder sogar dem Jugendmagazin Bravo, alle machen mit. Die WELT sieht uns schon "Auf dem Weg in die vierte Welle". Das ZDF argumentiert einen "Vormarsch der Corona-Mutante" und fragt: "Führt die Delta-Variante zur vierten Welle?" – das war noch vor Lambda. Die Süddeutsche Zeitung sieht einen "gefährlichen Herbst": "Das Virus macht gerade Sommerpause, doch spätestens im Herbst werden die Fallzahlen wieder steigen." Schuld daran sind natürlich die Ungeimpften, wie die Süddeutsche Zeitung deutlich formuliert:

"Dass es eine vierte Infektionswelle in Deutschland geben wird, bezweifelt kaum noch jemand. Das Virus verschwindet nicht wieder von der Erde, und solange es ungeimpfte Menschen gibt oder solche, die keinen Immunschutz durch eine überstandene Infektion haben, wird das Virus neue Wirte finden und sich vermehren."

Gegen die medial bereits angekündigte vierte Welle soll demnach nur eines helfen: impfen, impfen, impfen. Und wenn angesichts neuer Erkenntnisse über die Delta-Variante in Israel selbst das nichts nützen sollte, empfiehlt der omnipräsente "Gesundheitsexperte" Karl Lauterbach einen unendlichen Lockdown, da "die Impfungen ohne jeden Lockdown – also wenn wir wieder ganz normal miteinander zusammenleben – nicht so stark wirken, weil man dann sehr viel stärker exponiert wird". Eine "Post-Lockdown-Vollöffnung" sei unbedingt zu vermeiden. Sprich: Forever-Lockdown?

Epilog – Forever-COVID

Glaubt man den Medien, ist ein Ende der Pandemie nicht abzusehen. Nach der vierten Welle kommt die fünfte. Nach der Lambda-Variante kommt die My-Variante. Und wenn nach der Omega-Variante das griechische Alphabet zu Ende ist, kann man einfach ein anderes anschließen – warum nicht das arabische? Jedes Mal wird es eine Medienkampagne geben, die neue Variante sei noch ansteckender oder gar tödlicher als die vorherigen – bis Monate später eine wissenschaftliche Relativierung erfolgt.

Vielleicht kommt es am Ende so, wie der Moderna-Geschäftsführer Stéphane Bancel es bereits Anfang 2021 angekündigt hat: "Wir denken, wir werden mit dem Virus leben müssen, für immer."

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

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