Meinung

Jetzt iranische Propaganda? – Wenn ein "Qualitätsjournalist" über das Russische Haus schreibt ...

Langsam wird ein Muster daraus: Die lautesten antirussischen Hetzer unter deutschen "Qualitätsjournalisten", die schlimmsten der Denunzianten, die Hass gegen Demonstranten und die Opposition schüren, sind Studienabbrecher ohne sonstige Berufsperspektive.
Jetzt iranische Propaganda? – Wenn ein "Qualitätsjournalist" über das Russische Haus schreibt ...Quelle: Legion-media.ru © Nikito

Von Anton Gentzen

Die Kleingeister und "Qualitätsjournalisten" in Deutschland haben aktuell zwei große Feindbilder und Betätigungsfelder: Russland und Iran. Treffen beide aufeinander, so gibt es für Berufspropagandisten kein Halten mehr. Doch für richtig große Würfe an Hass und Hetze reicht das intellektuelle Niveau selten. Zumal in der Regel auf Sachverhalte zurückgegriffen werden muss, die bei jedem billig und gerecht Denkenden unter der Rubrik "Normalität" laufen. Kritik und Häme müssen da schon sprichwörtlich aus dem Finger gesogen werden.

Neuestes Beispiel: ein Vortrag einer deutschen Iran-Reisenden, der im Russischen Haus in Berlin gehalten wurde. Letzteres ist besagten Kleingeistern und "Qualitätsjournalisten" ohnehin ein Dorn im Auge und Objekt skurrilster Angriffe und durchsichtiger Verleumdungskampagnen. Derartige Vorträge – ob landeskundlich oder der aktuellen Lage gewidmet – finden bundesweit und täglich zu Tausenden statt, und selbstverständlich kommen da unterschiedliche Sichtweisen und Überzeugungen zum Ausdruck. Normalität einer offenen Gesellschaft – Aufreger für Mainstream-Schreiber, die das ganze Land am Liebsten streng "auf Linie" und für sich und ihresgleichen ein unantastbares Wahrheitsmonopol hätten.

Selbstverständlich ist auch, dass jeder Staat und jedes Volk sich im innerdeutschen Diskurs präsentieren, Imagekampagnen betreiben und den eigenen Standpunkt darstellen darf. Das ist eine Bereicherung des Diskurses und trägt – wie jede Debatte – zur Wahrheitsfindung und letztlich zu richtigen politischen Entscheidungen, die derzeit Mangelware sind, bei. Ein zivilisierter Mensch muss daran interessiert sein, unterschiedliche Standpunkte und Darstellungen aufzunehmen und sich auf einer möglichst breiten Basis eine eigene Meinung zu bilden. Audiatur et altera pars. Jeder, der die "andere Seite", ihm nicht genehme Stimmen zum Verstummen bringen will, ist weder zivilisiert noch intelligent, sondern eben ein Kleingeist. 

Über den Iran-Vortrag im Russischen Haus, der im Februar stattgefunden hat, sah sich das sogenannte RedaktionsNetzwerk Deutschland verpflichtet zu "berichten". Wenig überraschend, wurde der "Bericht" wie stets, wenn es um Russland, Iran oder das Russische Haus geht, zu einem dreisten Hetzwerk. Das garantiert auch der Name, der dahintersteht: Felix Huesmann hat sich auf antirussische Propaganda und auf kläffende Denunziation gegen alles, was nicht gehorsam der Regierungslinie folgt, spezialisiert. Seine "Glanzstücke" tragen Titel wie "Friedensbewegung links und rechts: Im Antiamerikanismus vereint", "Auch Rechtsextreme und Reichsbürger: Wer in Berlin für Verhandlungen mit Russland demonstriert hat", "Mahnmal gegen den Krieg: In Berlin steht jetzt ein Panzer vor der russischen Botschaft". Auch RT DE lässt dem "Qualitätsjournalisten" keine Ruhe. So freute er sich bereits, wenn auch voreilig: "Kremlpropagandasender. Das Ende von RT Deutschland? Was die EU-Sanktionen für russische Staatsmedien bedeuten"

Wie bei dieser Art "Persönlichkeiten" und "Denkern" üblich, ist Huesmann ein Studienabbrecher. In der Kurzfassung seines Lebenslaufes heißt es: "Bevor es ihn in die Hauptstadt verschlug, studierte er einige Semester Sozialwissenschaft in Bochum, brach sein Studium jedoch ab, um als freier Journalist im Ruhrgebiet zu arbeiten." Auch dieser "Qualitätsjournalist" also jemand, der über begrenzte Kompetenz verfügt, irgendetwas zu bewerten oder einzuordnen, dafür aber über ein so aufgeblähtes Selbstbewusstsein, dass er sich zum Richter letzter Instanz über alles und jeden aufgeschwungen hat. Und so "befasst" er sich laut dem schon zitierten Lebenslauf ohne jeden passenden Bildungshintergrund "schwerpunktmäßig mit Verschwörungsideologien, Rechtsextremismus und der Neuen Rechten im Netz, den Parlamenten und auf der Straße". Der deutsche Journalismus scheint generell zur Domäne von Bildungsverweigerern verkommen zu sein. 

Sein neuestes Hetzpamphlet trägt den Titel "Wie iranische Propaganda im Herzen Berlins verbreitet wird", das Cover schmückt eine Aufnahme des Russischen Hauses in der Berliner Friedrichstraße. Der Teaser käut antiiranische Mythen wieder: 

"Besonders Frauen kämpfen im Iran für ihre Rechte – und gegen ein Mullahregime, das jede Opposition unterdrückt und seine Gegner hinrichtet. Doch in Berlin kann dieses Regime weiter ungestört Propaganda verbreiten. Behilflich ist dabei auch eine Einrichtung des russischen Staates, die seit dem vergangenen Jahr auf der EU-Sanktionsliste steht."

Der Leser kann es sich selbst zum Spaß machen zu zählen, wie viele Lügen (oder zumindest zweifelhafte Verdrehungen) ein deutscher "Qualitätsjournalist" so in drei Sätzen unterzubringen vermag, ich habe vier gezählt.

Eine der Lügen, mehrmals mit Dokumenten widerlegt, wird im Text gleich nochmals wiederholt: Das Russische Haus der Wissenschaft und Kultur ("ein Bollwerk russischer Kultur und Propaganda", beides scheint Kleingeist Huesmann wohl gleichermaßen ein Graus zu sein) werde "vom russischen Staat" betrieben. Nicht, dass es etwas Schlimmes wäre, ist aber schlicht nicht so.

Die an jenem Abend vorgeführte Diashow von Kathleen Göbel, einer deutschen Autorin, Kulturschaffenden, Unternehmerin und Vorsitzenden des Berliner Vereins Cultur-Cooperation International e. V., zusammengestellt und präsentiert, erhält vom Propagandisten ohne Umschweife sein Lieblingsadjektiv "propagandistisch" angehängt. Insgesamt kommt das Wort "Propaganda" in dem nicht allzu langen Artikel gleich acht Mal vor. Natürlich ist "Propaganda" stets das, was die anderen sagen, die eigene penetrante Hetze betrachtet Huesmann als "Aufklärung". 

So richtig zu widerlegen vermag der "Kritiker" letztlich nichts von dem, was er aus der Diashow und dem anschließenden Vortrag als "besonders empörend" herausgreift. Nur 13,7 Prozent der Frauen in Iran sind arbeitslos? Scheint zu stimmen. Es gibt 16.111 Fitnessstudios für Frauen? Widerlegt Huesmann an keiner Stelle. In Teheran habe eine internationale Konferenz für Frauenrechte mit 300 Teilnehmerinnen aus 28 Ländern stattgefunden? Tatsache. Die Stimmung dort war gut? Kann nur jemand beurteilen, der dabei war, und Huesmann war nie in Iran. Man kann sich in Iran absolut frei bewegen? Sagt jeder, der dort war. 

Was also kritisiert der "Qualitätsjournalist"? Ist Wahrheit für ihn Propaganda? Nun, im klassischen Sinne des Wortes, natürlich, denn Propaganda ist streng genommen nichts anderes als das "Verbreiten von Ideen und Wissen". Das Verbreiten der Wahrheit ist damit auch Propaganda, aber so meint es der eher ungebildet wirkende "Qualitätsjournalist" sicherlich nicht, die Tendenz des Artikels ist unzweifelhaft negativ. Doch außer dem Widerspruch der durch die Lektorin vorgetragenen Wahrheiten zu seinem eigenen offenbar krankhaft indoktrinierten Bild von Iran vermag Huesmann letztlich nichts Explizites an Kritik zu formulieren. 

Und wozu dann das Ganze? Nun, wie bestellt, so geliefert. Bestellt war Hetze gegen Russland, Iran und das Russische Haus. Geliefert wurde Hetze gegen Russland, Iran und das Russische Haus. Schließlich muss der unbedeutende Studienabbrecher auch irgendwie seine Brötchen verdienen, und sei es mit billiger und schlechter Hasspropaganda. Viel interessanter ist die Frage, wer der Besteller ist.

Mehr zum Thema – Wenn blinder Hass die Feder führt ‒ Wer hat Angst vorm Russischen Haus?

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