US-Mainstreammedien beten oberflächliche "Diversität" an – nur Gedankenvielfalt ist verboten
von Helen Buyniski
Wie sehr sich der linke und rechte Flügel der etablierten Medien auch als erbitterte Feinde des jeweils anderen präsentieren, gibt es in ihrer Berichterstattung über die US-Außenpolitik nur sehr wenig Meinungsvielfalt. Diesen ideologischen Gleichschritt vertuschen sie mit Farce-artigen Possen – und die eine Seite verurteilt den US-Präsidenten Donald Trump als Rassisten, Frauenfeind und anderweitigen Missetäter gegen die soziale Gerechtigkeit, während die andere Seite das Christentum für belagert erklärt: von den Kräften der LGBT, des Scharia-Rechts und einer endlosen Flut von Migranten. Diese oberflächliche "Vielfalt" – ob für oder gegen sie gewettert wird – soll als Ersatz für eine echte Vielfalt einstehen.
Die US-Pressevereinigung FAIR (Fairness and Accuracy in Reporting, dt.: "Unvoreingenommenheit und Genauigkeit in der Berichterstattung") hat die Berichterstattung der etablierten Medien zu Venezuela als "allumfassende Marketingkampagne für einen Regimewechsel" bezeichnet. Die Grundlage für diese Wertung war eine Analyse aller Beiträge zu Venezuela, die von der New York Times, der Washington Post, von NBC, CBS, ABC und PBS in den letzten drei Monaten veröffentlicht beziehungsweise ausgestrahlt wurden. Sie ergab, dass kein einziger Journalist Unterstützung der Regierung von Präsident Nicolás Maduro zum Ausdruck brachte – ja nicht einmal Ablehnung der Regimewechsel-Absichten von US-Präsident Donald Trump.
Kognitive Dissonanz? Berechtigt!
An dieser Stelle könnten kognitive Dissonanzen auftreten – sind die Times und die Post nicht eigentlich Trumps Todfeinde? Warum jubeln sie dann seiner Marionette Juan Guaidó zu, während dieser in Caracas den Versuch eines schleichenden Putsches unternimmt? Drei der im FAIR-Bericht genannten Medienplattformen gaben Guaidó tatsächlich den Raum, sich für einen Regimewechsel einzusetzen – diesen Gefallen auch auf Maduro auszudehnen, wäre undenkbar. Doch das ist kaum das erste Mal, dass die "liberalen" Medien auf Regierungslinie bleiben und hinter ihrem Todfeind stehen.
Eine FAIR-Studie über die Berichterstattung der 100 wichtigsten US-Zeitungen nach den Luftangriffen von Trump auf Syrien im Jahr 2017 ergab, dass kein einziges Blatt den Kopf riskiert hatte, um anzudeuten, dass es möglicherweise eine schlechte Idee war, Bomben im Wert von Millionen von Dollar als Strafe für ein "Verbrechen" abzuwerfen, dessen Schuldiger nicht feststand – ja nicht einmal, dass es Trumps eigenem Wahlversprechen widersprach, den Syrien-Einsatz abzubrechen. Tatsächlich gab es für die katzbuckelnden Reaktionen der Mainstreammedien nur einen Präzedenzfall – die Luftangriffe gegen Syrien im Jahr 2017, als aus CNN-Moderator Fareed Zakaria herausquoll, Trump sei erst "zum Präsidenten" geworden, als er 59 Tomahawk-Marschflugkörper gegen Ziele in der Provinz Homs verschießen ließ.
Vielfalt der sprechenden Köpfe
Um von der unter- und erdrückenden Gleichartigkeit des ganzen militärisch-industriellen Cheerleadings abzulenken, werden die Nachrichten von sprechenden Köpfen dargebracht, die in einer Vielzahl von Hautfarben, Ethnien, Geschlechtern und sexuellen Orientierungen verfügbar sind. Von Rachel Maddow bis Malcolm Nance, von Chris Hayes bis Anderson Cooper: Von sehr unterschiedlich aussehenden Mündern hallt immer die gleiche Melodie wider. Das auch in der Presse so durchzuziehen, ist deutlich schwerer als im Fernsehen oder Radio, doch auch die New York Times schaffte es tatsächlich, ihr Diversitäts-Verdienstabzeichen zu erwerben: Das Blatt verteidigte seine umstrittene Mitarbeiterin Sarah Jeong, nachdem ihre Kritiker offenbar Beweise für Jeongs Rassismus gegen Weiße hervorgegraben hatten.
Der militärisch-industrielle Komplex mag immer noch weitestgehend ein Club der alten weißen Männer sein – doch seine Lobsänger haben sich zu einer Werbemannschaft für "United Colors of Benetton" entwickelt. Neoliberal-zentristische Stargäste, die es in den letzten Monaten (in dem von FAIR untersuchten Zeitraum) nur so danach juckte, sich zu Venezuela einzubringen, stammten sowohl aus dem gesamten politischen Spektrum als auch aus der ganzen Welt. So forderte der kubanisch-amerikanische Senator Marco Rubio (Republikaner, Florida) lauthals eine "Gaddafi-Behandlung" für Maduro – zur selben Zeit, als auch der Bürgermeister von South Bend, der Demokrat Pete Buttigieg, langweilig wie Weißbrot (und genauso weiß), Maduro für "illegitim" erklärte.
Einige zogen Sanktionen einer militärischen Intervention vor, andere zögern, martialische Rhetorik zu verwenden, verurteilen aber die "humanitäre Krise" im Land – doch sie alle sind sich einig, dass Maduro gehen müsse.
Es ist bezeichnend, dass die Mainstreammedien, von denen viele Trumps Todfeinde darstellen, gern ein, zwei Augen zudrücken, wenn er über Venezuela lügt, genau wie sie selbst über Syrien logen – obwohl sie gleichzeitig als Metaphern für seine Unwahrheiten zur Einwanderung und anderen innenpolitische Fragen immer neue Permutationen von Pinocchio erfinden. Sie verbieten Trump zwar, zu behaupten, dass Einwanderer Verbrechen mit sich bringen würden. Doch wenn Trump Maduro als "illegitimen Diktator" bezeichnet und Pence behauptet, er "habe die Präsidentschaft niemals in einer freien und fairen Wahl gewonnen", ist kein Mainstream-Journalist bereit, sich mit einer einfachen Faktenprüfung zu melden und darauf hinzuweisen, dass die USA das einzige Land waren, das den Sieg von Maduro im Jahr 2013 nicht anerkannte.
Die US-amerikanischen Mainstreammedien werden die Diversität in den Himmel loben, aber nur, solange sie oberflächlich bleibt wie ein Abziehbild-Tattoo. Ideologische Vielfalt – insbesondere in Fragen von Krieg und Frieden – ist hingegen so tabuisiert worden, dass kein einziger US-amerikanischer Mainstream-Journalist bereit ist, die Intervention der USA in einem Land in Frage zu stellen, das keinerlei Bedrohung darstellt. Das ist kaum das Gesicht einer freien Presse.
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