Russland

"Russland hat einzigartige Orte": Reisebranche zum Start der Sommersaison

Aller Sanktionen zum Trotz bietet Russland einzigartige touristische Orte und Regionen. Diese locken Reisende aus aller Welt an. RT sprach im Interview mit zwei russischen Tourismusexperten zur Lage und zu den Perspektiven der Branche.
"Russland hat einzigartige Orte": Reisebranche zum Start der Sommersaison© Nina Alexejewa

von Angelina Schurpina und Anastasia Rumjantsewa

In Russland gibt es einzigartige touristische Orte und Regionen, zu denen es im Ausland keine Alternative gibt. Darüber erzählte in einem Interview mit RT Ilja Umanski. Ferner erinnerte der Experte daran, dass die Regierung den Charterverkehr subventioniert, wodurch Russen verschiedene Regionen des Landes zu günstigeren Preisen besuchen können. Außerdem wird der Mechanismus zur Organisation von Personal-Touren und Wanderungen aktiv weiterentwickelt. Der Vizepräsident der RTU Juri Barzykin bemerkte im Gespräch mit RT, dass der Strom ausländischer Touristen momentan zurückgegangen ist, was den Russen erlaubt, aktiver im Land zu reisen. Insbesondere, so Barzykin, sollten die Russen diesen Sommer auf Flusskreuzfahrten achten.

RT: Ilja Gennadjewitsch, welche russischen Destinationen gelten als Alternative zu ausländischen Urlaubsorten?

Ilja Umanski: "Alle russischen Reiseziele sind in gewisser Weise eine Alternative zu ausländischen Reisezielen. Zum Beispiel sind Sankt Petersburg und Kaliningrad mit ihrer Architektur und den verschiedenen Sehenswürdigkeiten eine Alternative zu europäischen Städten.

In Russland gibt es die warme Schwarzmeerküste, welche mit ausländischen Badeorten konkurriert, ebenso Skigebiete wie Krasnaja Poljana. Deshalb würde ich sogar sagen, dass wir solche Standorte und Regionen haben, die einzigartig sind und im Ausland keine Alternative haben.

Bei uns gibt es die einmalige Region Murmansk mit ihrem Territorium in der Polarregion, den Baikalsee, das Altai Gebirge und Kamtschatka, was absolut einzigartig und vollkommen konkurrenzlos ist."

RT: Welche Bedeutung gewinnt der Tourismus für die regionale Entwicklung?

Ilja Umanski: "Eine große Perspektive und viel Arbeit liegen vor uns, weil sich der inländische Tourismus jahrelang leider nicht entwickelte. In den letzten Jahren wurde ein Neustart veranlasst, und es wurde viel Arbeit auf Regierungs- und Investorenebene geleistet. Ein nationales Projekt zur Entwicklung des Tourismus wurde gestartet, sehr gute Bedingungen für das Engagement von Investoren wurden geschaffen, unter anderem Bedingungen für eine subventionierte Zinsvergünstigung für Kredite an Investoren, für den Aufbau neuer Unterkunftseinrichtungen.

In naher Zukunft dürfte der Inlandstourismus einen erheblichen Anteil am BIP des Landes haben. Wir wissen, dass in fortgeschrittenen Ländern die Einnahmen aus dem Tourismus bedeutend sind, in einigen Ländern sogar vorherrschend, bei uns ist das noch nicht der Fall, doch wir arbeiten aktiv in diese Richtung.

Angesichts der aktuellen Lage werden durch den Tourismus eine Vielzahl von Arbeitsplätzen geschaffen, denn neben der unmittelbaren Beschäftigung von Menschen im Tourismus hat dieser auch einen enormen Multiplikatoreffekt. Auf einen Arbeitsplatz im Tourismus entfallen sechs weitere Arbeitsplätze in angrenzenden Branchen. Daher ist die Entwicklung des Tourismus von großer Bedeutung für die Regionen, die regionalen Haushalte und den Staat als Ganzes."

RT: Werden neue Reiserouten für inländische Ziele ausgearbeitet? Wenn ja, was für welche?

Ilja Umanski: "Die Arbeit findet auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt. Auf staatlicher Ebene werden Charterflüge subventioniert, um Pauschalangebote der großen russischen Reiseveranstalter zu organisieren. Russische Veranstalter nutzen heutzutage ausländische Praktiken und bieten Charterflüge zu vielen Reisezielen an, vom Fernen Osten bis Kasan, einschließlich Burjatien und Altai, und es gibt eine ganze Reihe von Angeboten. An der Arbeit beteiligen sich also aktiv die Reiseveranstalter, es gibt eine gewichtige Unterstützung vom Staat, der bis zu 50 Prozent der Kosten zur Organisation solcher Charterflüge übernimmt, und was durchaus Einfluss auf den Preis des Angebots hat.

Das zweite Thema ist die Möglichkeit einer Beteiligung von Kleinunternehmen am Tourismus. Wir sehen eine große Anzahl von Menschen, die an der Gestaltung von Autorentouren [spezielle Führungen mit Erlebnischarakter] teilnehmen, und es werden immer mehr. Die Menschen organisieren Stadtführungen, verschiedene Ausflüge und Wanderungen durch einzigartige Orte, zum Beispiel im Altai-Gebiet oder auf Kamtschatka. Der Tourismus ist sehr facettenreich, sehr vielfältig, und hier gibt es enormes Potential für Anwendungen."

RT: Wie intensiv nutzen die Russen das touristische Rückerstattungsprogramm?

Ilja Umanski: "Was den Touristen-Cashback betrifft, so ist er die wirksamste Unterstützungsmaßnahme, die jemals auf den russischen Tourismus angewandt wurde. Alle Marktteilnehmer haben sie sehr geschätzt, und wir sahen eine starke Beteiligung der Unternehmen an diesem Programm. Selbst bei Touristen ist es sehr populär. Wohlgemerkt ist das Besondere an diesem Programm, dass es absolut universell ist; es kann für verschiedene Zwecke eingesetzt werden, je nachdem, welches Ziel, welcher Bedarf gerade besteht.

Ursprünglich nutzte der Rostourismus diese Maßnahme, um das Reisen während der Nebensaison in russische Ferienorte zu fördern, und mit jeder Etappe wuchs die Popularität und die Zahl der Teilnehmer. Jetzt ist es Sommer, das Rückerstattungsprogramm für Erwachsene ist beendet, und wir warten auf die Herbstphase, die im Oktober beginnt."

RT: Welche Reiseziele innerhalb Russlands könnten Sie für eine interessante Budgetreise empfehlen?

Ilja Umanski: "Ich richte mich nach der Regel, dass populäres und gefragtes Reisen nicht günstig sein kann. Um dennoch zu sparen oder einen Vorteil zu erhalten, sollte gegen den Strom des Trends gehandelt werden. Wir haben gerade einige Destinationen mit einem gewissen Rückgang in der Nachfragedynamik, und dabei ist zu verstehen, dass nicht die Selbstkosten ausschlaggebend sind, wie viele Leute denken, sondern die Nachfrage.

Man kann sich zurzeit mit einem hohen Standard an Qualität und Service entspannen, wobei es günstiger ist als im letzten Jahr, und die Krim ist der prominente Vertreter einer solchen Reisedestination. Nach unserem Kenntnisstand ist der Urlaub auf der Krim jetzt günstiger als im letzten Jahr.

Dasselbe gilt für Moskau, weshalb es für Menschen, die außerhalb der Hauptstadt leben, dieser Ort preislich sehr attraktiv ist. In Moskau gib es eine Menge an Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, was sich empfiehlt, und ein paar Tage hier zu verbringen scheint mir ein großes Vergnügen zu sein. Außerdem ist der Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel in Moskau gerade günstiger als beispielsweise ein Drei-Sterne-Hotel in Kaliningrad.

Neben den traditionellen Reisezielen, die die Menschen schon immer bevorzugt haben, ist uns bekannt, dass 80 Prozent unserer Mitbürger am liebsten am Meer Urlaub machen. Doch heute lässt sich ein deutlicher Trend zur Ausweitung der Reisegeografie erkennen, es gibt klare Spitzenreiter bei den Zielen, auf die sich die Augen unserer Touristen jetzt richten.

An erster Stelle würde ich den Nordkaukasus nennen. Wir haben eine große Nachfrage nach Dagestan und Tschetschenien – das sind die neuen Führer. In absoluten Zahlen können sie natürlich nicht mit dem Gebiet Krasnodar konkurrieren, ausgehend von einem Mangel an ausreichenden Unterbringungsmöglichkeiten wächst ihre Nachfrage jedoch am stärksten. Außerdem nenne ich noch Baschkirien, den Altai und den Fernen Osten, der jetzt auf dem Höhepunkt seiner Popularität ist."

RT: Sind PCR-Tests und -Zertifikate innerhalb Russlands erforderlich?

Ilja Umanski: "Jetzt gibt es keine Beschränkungen mehr bei der Unterbringung in Hotels, so kann man ruhig in den Urlaub fahren, ohne darüber nachdenken zu müssen, was vor einem Jahr noch Sorgen bereitet hat. Hier ohne Einschränkungen."

RT: Juri Alexandrowitsch, welches sind Ihrer Meinung nach die derzeit beliebtesten Urlaubsziele in Russland?

Juri Barzykin: "Wir haben allein über 1.000 Flussrouten im Angebot, die sehr gefragt sind: sowohl traditionelle Kreuzfahrten auf der Wolga als auch Expeditionsrouten auf dem Jenissei und dem Baikalsee. Früher waren solche Routen bei unseren Gästen aus dem Ausland beliebt und jetzt gibt es weniger von ihnen, was bedeutet, wir können es auch mal auskosten. Am 1. Mai wurde ein Touristenzug eingeführt, der von Moskau durch die Regionen des Nordkaukasus und Südrusslands fährt. Alle Regionen sind interessant, und besonders beliebt sind natürlich die Schwarzmeerküste, die Kurorte in der Region Krasnodar und der Republik Krim."

RT: Wie hat sich die Situation nach der vorübergehenden Schließung der Flughäfen im Süden Russlands verändert?

Juri Barzykin: "Bekannt ist, dass elf Flughäfen den Empfang von Touristen ausgesetzt haben, vor allem Simferopol, Anapa, Krasnodar und Gelendschik. Doch die Flughäfen in Sotschi und Mineralnyje Wody funktionieren – dort werden Touristen in derselben Anzahl empfangen wie im letzten Jahr und mehr als vor der COVID- Pandemie im Jahr 2019.

Zusätzliche Züge sollen die Lage verbessern, aber 30 Prozent der Reisenden, die zuvor mit dem Flugzeug auf die Krim kamen, können nicht vollständig ersetzt werden.

Ebenfalls ab 1. Juni werden Bus-Charterfahrten angeboten, unter anderem auf die Krim. Die Busse Moskau – Krim verkehren dann zweimal pro Woche, mittwochs und samstags. Die Reisezeit beträgt zwischen 22 und 25 Stunden."

RT: Welche Art von Urlaub bevorzugen die Russen? Gibt es neue Trends, die sich abzeichnen?

Juri Barzykin: "Angesichts der Besonderheiten der geografischen Lage, der Wetterbedingungen, ist es natürlich ein Strand- und Erholungsurlaub am Meer. Allerdings werden Extrem- und Autoreisen immer populärer. Russland und seine Regionen können jede Art von Tourismus anbieten, vor allem natürlich Erholung- und Wellnesstourismus – dazu hat uns die Post-COVID-Situation bewegt, so dass die Kurorte sehr gut gefüllt sind."

RT: Aus welchen Ländern kommen die meisten Ausländer nach Russland?

Juri Barzykin: "Im Moment sind es vor allem unsere GUS-Nachbarn. Die Post-COVID-Situation hat den Zustrom von Touristen aus dem Ausland erheblich begrenzt, und die Ereignisse der letzten Monate noch zusätzlich, weshalb wir für die Zukunft nur hoffen können."

Übersetzung aus dem Russischen

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