Wirtschaft

Alternative zum Dollar? Chinas Yuan setzt seinen Erfolgskurs fort

Chinas Abkehr vom US-Dollar kommt immer schneller voran. Die Führung in Peking ist gerade dabei, den Handel in nationalen Währungen unter anderem mit den BRICS-Partnern wie Russland und Brasilien massiv auszubauen. Neigt sich das Zeitalter des Dollars als die wichtigste globale Währung damit ihrem Ende zu?
Alternative zum Dollar? Chinas Yuan setzt seinen Erfolgskurs fortQuelle: www.globallookpress.com © c40/ZUMAPRESS.com

Von Alexander Männer

Inmitten der Spekulationen einiger führender US-Medien um einen möglichen Niedergangs des US-Dollars als wichtigste Weltreservewährung hat kürzlich ein Ereignis auf dem internationalen Rohstoffhandelsmarkt für weltweites Aufsehen gesorgt: China und Frankreich haben ein bilaterales Handelsgeschäft mit Flüssigerdgas erstmals in Yuan abgeschlossen anstatt – wie zuvor üblich – unter Verwendung der US-Währung. Frankreich ist damit das erste NATO- und EU-Land, das die chinesische Landeswährung für eine internationale Geschäftsabwicklung verwendete.

Dieses Beispiel ist global betrachtet jedoch kein Einzelfall und verdeutlicht eher den aktuellen Trend der Abkehr vom Dollar, die sogenannte "Entdollarisierung", und die Suche nach einer alternativen Währung für den Handel. So hat der Dollar im Welthandel zuletzt an Marktanteil eingebüßt. Auch sein Anteil an den weltweiten Devisenreserven ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken – von 72 Prozent im Jahr 1999 auf derzeit 59 Prozent.

Unter Beachtung der Tatsache, dass der Dollar die finanzielle Grundlage für die globale Hegemonie der USA darstellt und dass immer mehr Mitglieder der Weltgemeinschaft diesen Umstand nicht mehr akzeptieren wollen, stellt sich die Frage, ob die Zeit für eine neue globale Währung gekommen ist.

Dass die Vormachtstellung des Dollar im Weltfinanzsystem überwunden werden sollte, betonen vor allem China und die anderen BRICS-Mitglieder. Sie rufen die anderen Länder nicht nur dazu auf, ihre jeweiligen Nationalwährungen anstatt des Dollar zu verwenden, sondern lassen den eigenen Worten auch Taten folgen und treiben die Entdollarisierung weltweit mit hohem Tempo voran.

Konsequente Internationalisierung der chinesischen Währung

Insbesondere die Volksrepublik fördert unlängst die Internationalisierung der eigenen Landeswährung und lanciert deshalb eine Vielzahl von weitreichenden Maßnahmen, von bilateralen Geschäftsabwicklungen bis hin zu einer vollständigen Etablierung des Yuan als führende Reservewährung der Welt.

In erster Linie ist hierbei die chinesische Initiative zu nennen, den Kauf fossiler Brennstoffe von den wichtigen Erdölproduzenten des Nahen Ostens künftig in Yuan abzurechnen. Ein kluger Schritt, wenn man bedenkt, dass der hauptsächlich in Dollar abgewickelte Rohstoffhandel einen Eckpfeiler der Dollar-Dominanz im globalen Finanzsystem darstellt. Wenn man also eine Alternative zum Dollar schaffen will, dann muss man vor allem den Rohstoffhandel von der US-Währung unabhängiger machen. Und genau das versuchen die Chinesen, indem sie ihren "Petroyuan" ins Spiel bringen.

Zudem mit dem BRICS-Partner Brasilien hat China kürzlich ein vielversprechendes gemeinsames Wirtschaftsabkommen verabschiedet, in dessen Rahmen der Handel zwischen den beiden Ländern ausschließlich in ihren eigenen Währungen stattfinden soll. Medien zufolge wollen beide Seiten unter anderem eine Clearingstelle einrichten, die sowohl die Abrechnungen ohne den Dollar als auch Kredite in Landeswährungen anbieten wird. Damit wolle man die Transaktionskosten senken und die Abhängigkeit von der US-Währung in der bilateralen Beziehung beseitigen.

Ebenfalls erfolgreich verläuft die Ausweitung der Verwendung des Yuan in den chinesisch-russischen Handelsbeziehungen. Beide Seiten beschleunigen deutlich die Abkehr vom Dollar bei ihren bilateralen Geschäften, deren Umsatz 2022 185 Milliarden Dollar erreichte und bereits in diesem Jahr die 200-Milliarden-Marke knacken könnte. Dabei werden mehr als 60 Prozent ihrer Handelsabschlüsse inzwischen in ihren Landeswährungen getätigt, wobei der Yuan-Anteil den Rubel-Anteil deutlich übersteigen soll. Nicht zu vergessen, dass noch vor wenigen Jahren etwa 80 Prozent der Geschäfte zwischen den beiden Partnern in Dollar abgewickelt wurden.

Darüber hinaus erwägt Russland, den Yuan künftig als Reservewährung zu verwenden. In diesem Sinne hat der Yuan-Handel an der Moskauer Börse, der bereits im vergangenen Jahr um etwa 1.000 Prozent auf umgerechnet vier Milliarden Dollar angestiegen war, laut der Nachrichtenagentur Bloomberg vor Kurzem zum ersten Mal in der Geschichte Russlands den Handel mit der US-Währung übertroffen. Demnach war der Yuan mit einem Marktanteil von fast 40 Prozent die meistgehandelte Währung an der größten russischen Börse im Februar. Vor knapp zwei Jahren hatte dieser Anteil bei gerade mal einem Prozent gelegen.

Insofern kann man davon ausgehen, dass der Yuan in den Handelsbeziehungen mit Russland in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird, wie vermutlich auch bei den Geschäften mit den anderen Handelspartnern Pekings.

Yuan als Schutz vor den Sanktionen

Dabei betonen immer mehr Experten, dass diese Entwicklung hauptsächlich auf die westliche Sanktionspolitik zurückzuführen sei. Denn bei der Verwendung eigener Währungen bei internationalen Transaktionen soll es nicht so sehr um den wirtschaftlichen Nutzen gehen, sondern um "Risikominimierung" respektive Schutz vor Sanktionen. Die antirussische Sanktionspolitik der westlichen Länder hat nämlich gezeigt, dass eigentlich nur die Top-Währungen wie Dollar und Euro von den USA und Co. sanktioniert werden können, nicht aber die meisten anderen Währungen der Welt.

Offenkundig wollen vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer ihre Finanzsysteme vor dem "Einfrieren" von Vermögenswerten, sekundären Sanktionen oder anderen Maßnahmen besser schützen, indem sie auf den Dollar verzichten. So versucht etwa Russland nicht zuletzt aufgrund der westlichen Wirtschafts- und Handelsbeschränkungen, einen Teil seiner Devisen in Yuan anzulegen und diesen damit als einen Ersatz für die "toxischen" Dollar und Euro zu etablieren. Damit sollen auch die Finanzen seiner Bevölkerung und Unternehmen vor Risiken geschützt werden, die von der Verwendung der besagten Währungen für sie zurzeit ausgehen.

Auch das Handelsabkommen zwischen China und Brasilien, das die Verwendung ihrer gemeinsamen Währungen vorsieht, ist offensichtlich nicht nur durch ökonomische Überlegungen bedingt, was kürzlich übrigens vom US-Senator Marco Rubio quasi bestätigt wurde. Der Republikaner gab diesbezüglich im US-Fernsehen seinem Unmut zum Ausdruck und bescheinigte dem Dollar nebenbei, ein Werkzeug für Sanktionen in den Händen der US-Regierung zu sein:

"Brasilien ist das größte Land in unserer Hemisphäre südlich von uns, es hat einen Deal mit China abgeschlossen. Sie werden den Handel jetzt in ihren eigenen Währungen führen und den Dollar damit umgehen. Sie schaffen ein anderes globales Wirtschaftssystem, das völlig unabhängig von den USA ist. Wir werden in fünf Jahren nicht in der Lage sein, über Sanktionen zu sprechen, denn bei so vielen Ländern, die den Dollar von dem gegenseitigen Zahlungsverkehr ausgeschlossen haben, werden wir einfach keine Möglichkeit haben, Sanktionen zu verhängen", sagte Rubio.

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