Europa

Premier-Kandidatin Truss mag sich nicht festlegen, ob Frankreich "Freund oder Feind" ist

Liz Truss, die aussichtsreichste Kandidatin auf die Nachfolge von Premierminister Boris Johnson, leistet sich einen weiteren, verbalen Ausrutscher. Die "neue Eisernen Lady" mag sich nicht festlegen, ob Frankreich "ein Verbündeter oder ein Feind" ist.
Premier-Kandidatin Truss mag sich nicht festlegen, ob Frankreich "Freund oder Feind" istQuelle: AFP © Geoff Caddick

Die britische Kandidatin für das Amt der Premierministerin, Liz Truss, will sich noch nicht festlegen, ob sie den französischen Präsidenten Emmanuel Macron als Gegner oder Verbündeten einstuft. Bei einem Wahlkampfauftritt im englischen Norwich antwortete Truss am Donnerstagabend auf die Frage, ob Macron "Freund oder Feind" sei:

"Das Urteil steht noch aus."

Sollte sie Premierministerin werden, werde sie den Franzosen auf Grundlage seiner Taten, nicht seiner Worte, beurteilen. In den Reihen der konservativen Parteibasis erntete die 47-Jährige dafür Applaus, auf Twitter reagierten allerdings mehrere Kommentatorinnen und Kommentatoren mit Empörung.

Macron reagiert nur scheinbar gelassen

Das britisch-französische Verhältnis ist seit jeher angespannt, aber seit dem Brexit noch zusätzlich belastet. London und Paris streiten unter anderem über Migranten, die den Ärmelkanal auf Schlauchbooten überqueren, sowie über Fischerei-Lizenzen nach dem EU-Austritt der Briten. Macron galt in den Brexit-Verhandlungen als harter Gegenspieler des britischen Premiers Boris Johnson.

Der französische Präsident betonte nach der Äußerung von Truss seinerseits die feste Freundschaft zwischen beiden Ländern: Großbritannien sei ein Freund Frankreichs, da müsse er keine Sekunde nachdenken.

Macron sagte am Freitag:

"Das britische Volk, die Nation, die das Vereinigte Königreich ist, ist ein Freund, stark und verbündet, unabhängig von ihren Führern und manchmal trotz ihrer Führer oder der kleinen Fehler, die diese in Reden auf dem Podium machen."

Und er ergänzte:

"Wenn man nicht in der Lage ist, unter Franzosen und Briten zu sagen, ob wir Freund oder Feind sind – der Begriff ist nicht neutral –, dann steuern wir auf ernsthafte Probleme zu."

Derzeit stimmen die mindestens 160.000 Mitglieder der konservativen Tory-Partei über die Nachfolge Johnsons ab. Am 5. September wird verkündet, wer in die Downing Street einziehen und das Amt des Regierungschefs übernehmen wird. Außenministerin Truss gilt Umfragen zufolge als Favoritin, doch auch ihr Konkurrent, Ex-Finanzminister Rishi Sunak, rechnet sich noch Chancen aus.

Bereit für Atomwaffeneinsatz

Schon vergangene Woche hatte Truss für Aufsehen gesorgt, nachdem sie am 23. August auf einer Wahlkampfveranstaltung im britischen Birmingham erklärt hatte, dass sie sich "bereit" fühle, die britischen Trident-Atomwaffen einzusetzen. Auf die Frage, wie sie sich fühlen würde, wenn eine solche Entscheidung getroffen werden müsste, hatte die Politikerin geantwortet:

"Ich denke, das ist eine wichtige Aufgabe des Premierministers. Ich bin bereit, es zu tun."

Bei Trident handelt es sich um eine Klasse von ballistischen Interkontinentalraketen, die von U-Booten aus eingesetzt werden. Außer Großbritannien verfügen auch die USA über diese Waffen. Auch innenpolitisch geriet Truss unter Druck, nachdem alte Tonaufnahmen aus ihrer Zeit als Spitzenvertreterin des Finanzministeriums zwischen 2017 und 2019 aufgetaucht waren.

Faule britische Arbeiter?

In einer der Zeitung The Guardian veröffentlichten Tonaufnahme sagt Truss, den britischen Arbeitern würden "Fertigkeit und Eifer" fehlen. "Die Mentalität und die Einstellung" der britischen Arbeiter seien mitverantwortlich für die relativ niedrige Produktivität des Landes.

Weiter führt Truss in den Tonaufnahmen aus, dass es ein grundlegendes Problem mit der "britischen Arbeitskultur" gebe. Britische Arbeiter müssten "mehr schuften". Und weiter:

"Wenn Sie nach China gehen, ist das ziemlich anders, das kann ich Ihnen garantieren."

Aus dem Umfeld der Politikerin hieß es nach der Veröffentlichung der Tonaufnahme, die Bemerkungen seien "ein halbes Jahrzehnt alt" und es fehle "Kontext". Außer Frage stehe aber, dass Großbritannien seine Produktivität verbessern müsse.

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