Europa

Bloomberg: NATO-Verbündete nach Taurus-Leak verärgert über Deutschland

Nach dem Bekanntwerden eines Gesprächs deutscher Offiziere gibt es unter den NATO-Verbündeten Unmut über die Bundesrepublik. Die Rede ist von "nachlässiger operativer Sicherheit" in der Bundeswehr. Und auch Differenzen über die Lieferung von Taurus an Kiew brechen erneut auf.
Bloomberg: NATO-Verbündete nach Taurus-Leak verärgert über DeutschlandQuelle: Legion-media.ru © Jens Büttner/Dpa

Nach dem Durchsickern von Audioaufnahmen eines Geheimgesprächs von Bundeswehr-Offizieren, in dem diese über einen Angriff auf die russische Krim-Brücke mit deutschen Marschflugkörpern diskutieren, haben mehrere "Verbündete" die Bundesrepublik aufgefordert, die Sicherheitsmaßnahmen drastisch zu verbessern. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag.

RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan hatte am vergangenen Freitag ein Transkript und eine Audioaufnahme des Gesprächs zwischen vier hochrangigen deutschen Militärs veröffentlicht. 

Die Offiziere diskutierten über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew und darüber, wie man eine deutsche Kriegsbeteiligung am besten abstreiten könnte. Dem Gespräch war auch zu entnehmen, dass ausländisches Militärpersonal sich vor Ort in der Ukraine befindet. Die Bundeswehr hat die Echtheit des Gesprächs bestätigt. Eine Untersuchung des Leaks ist im Gange. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte am Dienstag, dass sich ein Teilnehmer des Gesprächs nicht an das vorgeschriebene sichere Einwahlverfahren gehalten habe.

Laut dem Bloomberg-Bericht äußerten sich NATO-Beamte "besorgt über die offenbar nachlässige operative Sicherheit" im deutschen Militär. Insbesondere sollen sie Berlin dafür gerügt haben, die unverschlüsselte Online-Plattform WebEx für sensible Gespräche zu nutzen.

Ein Beamter bezeichnete die Sicherheitsmaßnahmen laut dem Artikel als "unprofessionell" und unangemessen für hochrangige Offiziere. Eine andere Bloomberg-Quelle sagte, er sei nicht überrascht von dem deutschen Fehler, während ein dritter Beamter strengere Sicherheitsbestimmungen vorhersagte um einen erneuten Vorfall dieser Art zu verhindern. Dagegen erklärte Pistorius, er habe in den Gesprächen mit Verbündeten nicht das Gefühl, dass man Deutschland misstraue: "Ich habe keine Verärgerung wahrgenommen."

Die Nachrichtenagentur wies auch darauf hin, dass das Leak die Kluft zwischen Deutschland und anderen NATO-Staaten über die mögliche Lieferung von Langstreckenwaffen an die Ukraine wieder aufgerissen habe. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zögert, Taurus-Raketen nach Kiew zu schicken, und warnt vor einer möglichen Eskalation.

Das Leak hat bei einigen NATO-"Partnern" Deutschlands bereits für offene Kritik gesorgt. Der ehemalige britische Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte, die Aufnahme habe gezeigt, dass Berlin "weder sicher noch zuverlässig" und "ziemlich vom russischen Geheimdienst durchdrungen" sei.

Auch das Springerblatt Bild sprach in diesem Zusammenhang am Montag von einem "Sicherheitsrisiko Deutschland". Dass "befreundete" Dienste in der Bundesrepublik flächendeckend abhören und aufzeichnen, findet in der derzeitigen Debatte keine Erwähnung.

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