Russland

Bloomberg-Statistik zu Russlands Erdölverarbeitung: Nichts als manipulative Schwarzmalerei

Bloomberg versucht, Russland Angst und den Lesern im Westen Hoffnung zu machen: Die Produktion russischer Erdölraffinerien sei infolge der ukrainischen Drohnenangriffe eingebrochen. Pech nur, dass sich die Verarbeitungsmenge, die Bloombergs "Analysten" für den "Einbruch" ausgeben, kaum von dem Durchschnitt der letzten zwei Jahre unterscheidet.
Bloomberg-Statistik zu Russlands Erdölverarbeitung: Nichts als manipulative SchwarzmalereiQuelle: Sputnik © RIA-Nowosti

Von Sergei Sawtschuk

Bloomberg, eines der wichtigsten Sprachrohre der antirussischen Propaganda, berichtet süffisant, dass einer ungenannten Quelle zufolge die Produktion russischer Ölraffinerien auf negative Rekordwerte eingebrochen ist.

Viele unserer Mitbürger, vor allem diejenigen, die altersbedingt in den späten Achtzigern und Neunzigern gereift sind, glauben weiterhin alles, was in solchen Quellen steht, weil uns damals das Axiom eingehämmert wurde, dass der westliche Journalismus ehrlich und unvoreingenommen ist. In Wirklichkeit haben wir es hier mit einer klassischen Manipulation zu tun, die darauf abzielt, den Bewohnern der westlichen Welt zu versichern, dass in Russland alles sehr schlecht ist. Dass der Durchschnittsrusse infolge der Belastungen durch Alltag, Arbeit und Kredite kurz davor steht, zu rebellieren. Bei der Sache mit den Raffinerien geht es konkret darum, den Leser glauben zu machen, dass in Russland bald die Treibstoffpreise steigen werden, gefolgt von den Kosten der Lebenshaltung und vielem mehr.

Wann immer Sie auf solche Analysen oder deren Umschreibung stoßen, müssen Sie eine Grundregel im Kopf behalten ‒ lassen Sie sich nicht von Emotionen leiten, sondern geben Sie sich die Mühe, ein wenig tiefer zu graben als die schreiende Schlagzeile.

Bloomberg versucht uns also davon zu überzeugen, dass die Raffineriekapazitäten Russlands infolge der vierzehn Angriffe der ukrainischen Armee und der ukrainischen Geheimdienste auf russische Raffinerien stark reduziert wurden. Unter anderem wird berichtet, dass sich die betroffene Infrastruktur nur sehr langsam erholt und die russischen Raffinerien aktuell nur noch 5,23 Millionen Barrel Rohöl pro Tag verarbeiten ‒ die schlechteste Rate des letzten Jahres. Das Sahnehäubchen auf der sauren Torte sind die Überschwemmungen im Gebiet Orenburg, die dazu führten, dass die Raffinerie in Orsk ihren Betrieb vorübergehend einstellen musste.

Lassen wir unsere Emotionen beiseite und versuchen es mit trockenen, unnachgiebigen Fakten.

Der Erste ist, dass die ukrainischen Streitkräfte im vergangenen Monat kein einziges relevantes Objekt treffen konnten. Das deutet auch darauf hin, dass sich die Lage für die ukrainischen Streitkräfte an der Front allmählich verschlechtert und sie den PR-Kampagnen nicht mehr gewachsen sind. Vor allem aber bedeutet es, dass unsere Luftabwehr ihre Hausaufgaben gemacht hat und nun die meisten Drohnen abschießt, die tief in russisches Gebiet eindringen. Gehen wir davon aus, dass unsere Mantel- und Degen-Ritter hinter den Kulissen bei ihrer Arbeit gegen ukrainische Agenten nicht weniger erfolgreich waren.

Fakt zwei kommt aus der Statistik. Die Grundrechnung (natürlich stark vereinfacht) für die Ölproduktion, die Verarbeitung und den Export von Ölprodukten in Russland lautet wie folgt:

Jeden Tag werden in unserem Land etwa zehn Millionen Barrel Rohöl gefördert. Die genaue Menge schwankt dabei leicht in Abhängigkeit von den aktuellen Marktbedingungen und internationalen Vereinbarungen, zum Beispiel im Rahmen der OPEC+. Im Einvernehmen mit den großen Akteuren drosselt Russland seit etwa einem Jahr bewusst die Produktion, was ein geplantes Preisniveau für russische Ölsorten gewährleistet.

Wie Bloomberg berichtet, werden täglich 5,23 Millionen Barrel, das heißt 52 Prozent der täglichen Fördermenge, an die Anlagen für verzögerte Verkokung, Hydrotreating und Gasfraktionierung geliefert. 

Nach Daten der russischen Regierung wurden im Jahr 2023 bei einer Gesamtproduktion von 530 Millionen Tonnen Öl und Gaskondensat 275 Millionen Tonnen weiterverarbeitet. Von dieser Menge erhielt Russland nach Angaben des Föderalen Staatlichen Statistikdienstes Ende letzten Jahres:
- 44 Millionen Tonnen Motorenbenzin ‒ die Produktion stieg um fast vier Prozent;
- 88,2 Millionen Tonnen Diesel ‒ mit einer ähnlichen Wachstumsdynamik;
- 42 Millionen Tonnen Heizöl ‒ auch hier ein jährliches Wachstum von 3,5 Prozent.

Die Branche konnte zudem 18 Millionen Tonnen verflüssigtes Propan und Butan produzieren. Hier war der stärkste Zuwachs mit 11,5 Prozent zu verzeichnen. Auch der Jahresvergleich ist nicht tragisch, die Produktions- und Raffineriezahlen schwankten in den letzten drei Jahren in einem Korridor von drei Prozent auf und ab, was durchaus den Marktschwankungen entspricht.

Was die Exporte betrifft, so erteilen wir Vizepremier Alexander Nowak das Wort, der im Föderationsrat den entsprechenden Bericht abgab:

Im vergangenen Jahr hat Russland 234 Millionen Tonnen Rohöl ins Ausland verkauft, das sind 3,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Es wurde festgestellt, dass mehr als 80 Prozent des "schwarzen Goldes" in befreundete Länder gingen, während es ein Jahr zuvor nur 40 Prozent gewesen waren. Mit anderen Worten, der Vektor des Außenhandels hat seine Richtung radikal geändert, und es ist festzustellen, dass die ölproduzierenden Unternehmen in unserem Land recht wenig Öl ins Ausland verkaufen, was Zwischenhändlern eine solche Gelegenheit bietet. Einige von ihnen sind direkte "Töchter", aber es gibt auch unabhängige Akteure. Diese Regelung kommt allen zugute, denn sie ermöglicht es den Förderunternehmen, sich auf die Erschließung neuer Felder, die Produktion und den Inlandsmarkt zu konzentrieren. Die Händler hingegen sind flexibler, wenn es darum geht, auf die Wünsche der Käufer einzugehen und die nächste Sanktionswelle zu umgehen.

Rund 42 Millionen Tonnen Diesel und 4,5 Millionen Tonnen Benzin wurden im vergangenen Jahr ins Ausland verkauft ‒ 50 Prozent beziehungsweise 10 Prozent.

Was die ursprüngliche Angabe von Bloomberg betrifft, so ist sie von Natur aus manipulativ, da das Volumen der Ölraffination seit Beginn der militärischen Sonderoperation auf dem mittleren Niveau von 5,5 Millionen Tonnen pro Tag geblieben ist. Im Februar 2022 erreichte sie ihren Höchststand (5,8 Millionen), während der schlechteste Wert im April desselben Jahres verzeichnet wurde, als die russischen Raffinerien fünf Millionen Tonnen verarbeiteten.

Wenn Sie also das nächste Mal das Gefühl haben, dass Sie zu einem unkontrollierbaren Gefühlsausbruch provoziert werden, befolgen Sie den Rat von Carlson (nicht Tucker), der gerne sagte:

"Immer mit der Ruhe, immer mit der Ruhe!"

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 24. April auf ria.ru erschienen

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