International

Zurück an Absender: Rogosin schickt französischem Botschafter herausoperierten Granatsplitter

Der frühere Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin wurde am 21. Dezember bei einem ukrainischen Anschlag auf sein Hotel in Donezk schwer verletzt, zwei Mitarbeiter des Managers kamen dabei ums Leben. Rogosin hat nun mit einer ungewöhnlichen Aktion reagiert: Er sandte den ihm herausoperierten Splitter dem französischen Botschafter.
Zurück an Absender: Rogosin schickt französischem Botschafter herausoperierten GranatsplitterQuelle: Sputnik © Sergei Awerin / RIA Nowosti

Der bei einem ukrainischen Artilleriebeschuss verwundete frühere Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin hat den offensichtlich ihm geltenden Anschlag überlebt. Die Verwundungen, die er davontrug, waren jedoch schwerer, als es die ersten Darstellungen vermuten ließen: Der Splitter einer Caesar-Granate französischer Produktion hatte die Schulter des Top-Managers durchschlagen und blieb in der Halswirbelsäule stecken. Die lebensrettende Operation war so kompliziert, dass weder die Ärzte im örtlichen Krankenhaus in Donezk noch diejenigen im Regionalkrankenhaus von Rostow am Don sich trauten, sie durchzuführen. Rogosin musste in ein Krankenhaus in Moskau transportiert werden, wo der Splitter erst entfernt werden konnte. 

Rogosin hatte sich im Dezember 2022 zu einem Arbeitsbesuch in Donezk aufgehalten. Dort feierte er am 21. Dezember seinen Geburtstag mit einem Arbeitsessen in dem Hotelrestaurant "Schesch Besch", an dem auch Regierungsbeamte der Volksrepublik Donezk teilnahmen, als dieses offensichtlich gezielt unter ukrainisches Artilleriefeuer geriet. Dabei kamen zwei Mitarbeiter von Rogosin ums Leben. Mehrere weitere Personen, darunter Angestellte des Restaurants, wurden teilweise schwer verletzt. Auch die Ehefrau von Rogosin soll Verletzungen davongetragen haben.

Bei dem Anschlag wurde der Ministerpräsident der Volksrepublik Donezk, Witali Chozenko, ebenfalls verletzt. Nach Angaben seines Büros geht es dem Beamten gut und er weigere sich, ins Krankenhaus zu gehen.

Nun hat Rogosin den ihm herausoperierten Granatensplitter dem französischen Botschafter in Moskau, Pierre Lévy, gesendet, begleitet von einem am Mittwoch veröffentlichten offenen Brief, den wir nachfolgend im Wortlaut wiedergeben: 

"Eure Exzellenz, Herr Botschafter.

Ich erinnere mich gern an unsere Kontakte und gemeinsamen Besuche auf dem Borodino-Feld und in Baikonur. Wir haben oft über die Perspektiven der politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Russland und Frankreich gesprochen. 
Leider hat die Haltung Ihres Landes und der NATO-Länder, eine militärische Bedrohung Russlands in der Nähe unserer Grenzen zu kultivieren, zu einem tragischen Ende geführt. Worte und Taten Frankreichs klaffen diametral auseinander. Das offizielle Paris verriet die Sache des großen de Gaulle und wurde zu einer der blutrünstigsten Nationen in Europa. Ihr Land hat sich dem Diktat Washingtons unterworfen und wurde zu einem Marionettenstaat wie die Vichy-Regierung, die Hitlers niederste Instinkte bediente. Es schmerzt mich, darüber zu schreiben, denn ich habe die französische Geschichte immer geliebt, kenne die Sprache und Kultur Frankreichs und halte die Erinnerung an die glorreichen Taten wach, als Russen und Franzosen gemeinsam gegen gemeinsame Bedrohungen kämpften.

Vor kurzem wurde ich bei einem heimtückischen Terroranschlag in Donezk schwer verwundet. Nur dank des großen Geschicks und der Geduld der russischen Militär- und Zivilärzte bin ich noch am Leben und fast gesund. In diesem Umschlag, der meinem Brief beiliegt, finden Sie ein Schrapnell von einer Granate des französischen 155-Millimeter-Panzerartilleriesystems 'Caesar', die auf mich abgefeuert wurde. Sie durchbohrte meine rechte Schulter und blieb im fünften Halswirbel stecken, nur einen Millimeter davon entfernt, mich zu töten oder dauerhaft bewegungsunfähig zu machen. Diese von einer französischen Haubitze abgefeuerte Granate tötete zwei meiner jungen Freunde und machte ihre Frauen zu Witwen und ihre Kinder zu Waisen. Diese Jungen haben Sie und mich auf unserer Reise nach Baikonur begleitet, Sie haben ihnen damals die Hand geschüttelt. Jetzt sind sie mit Waffen getötet worden, die Ihr Land an die Ukraine geliefert hat. Sie wissen wahrscheinlich, wie viele Zivilisten in Donezk und in den Städten an der Front in Noworossija durch französische Waffen und französische Söldner getötet wurden. Das sind Hunderte von Menschen, darunter auch Kinder.

Herr Botschafter, was tut Frankreich in dem Konflikt, den westliche Politiker zwischen den slawischen Völkern entfacht haben? Ich hoffe, Sie verstehen, wie groß Ihre persönliche Verantwortung für diese Morde ist! Sie sind der außerordentliche und bevollmächtigte Vertreter der Fünften Republik, Sie sind verantwortlich. Und ich bitte Sie, das Fragment, das die Chirurgen aus meiner Wirbelsäule geschnitten haben, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu übergeben. Und sagen Sie ihm auch, dass sich niemand der Verantwortung für die Kriegsverbrechen Frankreichs, der USA, des Vereinigten Königreichs, Deutschlands und anderer NATO-Länder im Donbass entziehen wird. Sie haben alle unsere Opfer auf dem Gewissen, so wie auch das Erscheinen der faschistischen Ukraine auf der europäischen Landkarte auf Ihrem Gewissen lastet.

Bitte nehmen Sie, Herr Botschafter, die Versicherung entgegen, dass ich Ihren diplomatischen Status respektiere, aber ich fürchte, dass Ihre Mission ein völliger Fehlschlag ist.

Dmitri Rogosin."

Der 59-jährige Dmitri Olegowitsch Rogosin war von 2018 bis 2022 Leiter der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos. Davor war Rogosin russischer Vertreter bei der NATO und langjähriger Vize-Regierungschef der Kabinette Putin und Medwedew. Nach seiner Entlassung am 15. Juli 2022 ist er offiziell als militärischer Berater im Donbass aktiv. 

Mehr zum Thema - Verletzter Ex-Roskosmos-Chef äußert sich erstmals zum ukrainischen Terroranschlag auf ihn

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.